Die Swipe-in Woche steht wieder bevor. Gegen Ende des Semester stellen viele Studenten fest, dass sie weit mehr Mahlzeiten als Tage in ihrem Essensplan haben. Das bedeutet "Free food" für die ganze Woche. Yeah! Und Grund genug endlich mal über die wichtigste Nebensache der Welt zu schreiben.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das, was bei uns der Fussball ist, hier dem Essen gleichkommt. Das eigentliche Spiel kann dabei zur Nebensache geraten, denn viel wichtiger sind die Diskussionen davor und danach.
Ich möchte gar nicht anprangern, dass in Amerika sich zu viele Menschen zu ungesund ernähren.
Ich finde es eher bewundernswert - und kenne kein anderes Volk, dass sich am Essen dermaßen erfreut und stundenlang schwärmen kann, wie gut doch dieser BLT schmecken würde und das man auf jeden Fall mal dieses Fastfoodrestaurant probieren sollte. It's soooo good!
Recht haben sie, Essen ist etwas tolles und wir uns glücklich schätzen, dass wir es im Überfluss haben. Und in Amerika kommt gar einer Majestätsbeleidigung gleich, wenn man nicht im Kanon mitzuschwingt und sagt: "Yeahhh, it's sooo goood! Especially their Cheesecake Chocolate Chip Milkshake! Soooo good!"
Seit August habe ich viele neue Dinge gelernt. Eine der wichtigsten Lektionen war: Man muss seinen Teller nicht immer leer essen. Man kann ungeniert nach einem Doggy bag fragen und meist lasse ich mir die halbe Portion einpacken. Ich glaube, dass die meisten Mahlzeiten so portioniert sind, dass für den Mitternachtssnack immer etwas übrig bleibt. Und das ist wirklich sooo goood!
Essen spielt hier eine große Rolle und Amerikaner loben Essen gerne in höchsten Tönen. Eine Sache allerdings habe ich bisher noch nicht ganz verstanden:
Viele Restaurants, die etwas auf sich halten, reichen ihre Speisen im Drive-thru. Das kann ja durchaus praktisch sein, wenn man gerade auf dem Nachhauseweg ist...
Allerdings benutzen viele Amerikaner ihre Autos nicht nur als fahrbaren Untersatz und als und Transportmittel um von A nach B zu kommen. In vielen Fällen fungiert das Auto auch als fahrbares Esszimmer. Am schärfsten finde ich Familien, die sich auf den Parkplatz des Fastfoodrestaurants stellen, das Essen im Auto zu sich nehmen und nach dem Essen sich Servietten im Restaurant holen. Köstlich!
Ich verstehe das Essen ein Bedürfnis darstellt und von vielen als solches verstanden wird. Wie sonst lässt sich erklären, dass in Amerika 21% aller Essen im Auto genommen werden?
Aber wie kann man vom Essen in höchsten Tönen schwärmen und gleichzeitig den eigentlichen Akt des Essens so vernachlässigen? Über andere tägliche Bedürfnisse lässt man sich doch auch nicht so ausgelassen aus. Wie kann das Anpreisen von Speisen und das spätere Schwärmen, wie gut doch etwas sei, den eigentlichen Hauptbestandteil so dominieren? Und mir fällt auch sonst keine Tätigkeit ein, wo das Vorspiel und das Nachspiel so viel besser sind als der eigentliche Akt...
Zurück zum Essen. Essen ist Bedürfnis und Genuss! Was gibt es schöneres als mit Freunden und gutem Essen am runden Tisch einen ganzen Abend zu verbringen? Zusammen kochen und später sich gegenseitig loben, wie gut es geschmeckt hat. Also quasi das Vor- und Nachspiel mit dem eigentlichen Akt zu verbinden?
Soooooo good!
Richard