Samstag, 15. Dezember 2012

Die Reise geht weiter: Nächste Station: Vietnam!

 "Man muss weit gehen, um heraus zu finden, wie weit man gehen kann." (Heinrich Böll)

Und so wird meinem Leben (und natürlich diesem Blog) ein neues, großes Kapitel hinzugefügt:
Richard entdeckt Vietnam!
Etwas geschockt von der Tatsache, dass ich tatsächlich für das Heinz-Nixdorf Programm ausgewählt wurde und natürlich von dem Umstand, dass damit wieder ein großes Abenteuer mit vielen Fragezeichen einhergeht, habe ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Schon wieder weg, schon wieder neu Fuß fassen, wieder weit weg von Familie und Freunden. Aber gleichzeitig wieder die Möglichkeit ein neues Land zu erleben, wieder eine Herausforderung, der ich mich stellen darf. Und wieder neue Entwicklungsmöglichkeiten. 

Bei einer Pho, eine traditionelle vietnamesiche Suppe aus Brühe, Glasnudeln und Hühnerfleisch, gespickt mit Koriandergrün, Minze, Lauchzwiebeln und Chilis, ist mir bewusst geworden, dass ich dieses Gericht womöglich bald auf vietnamesisch bestellen und in den engen Gassen von Hanoi bei einem günstigen Straßenhändler auf der Straße sitzend zu mir nehmen könnte. Zurück ist sie, die Lust am Entdecken und am Eintauchen in neue Kulturen! Ich merke, wie in mir ein Entschluss reift.

Ich unterhalte mich mit der Inhaberin des Restaurants. Dabei kam dieser Zettel raus:
Rechts ist die aktuelle politische Lage zwischen Vietnam und China dargestellt. Links daneben sind meine ersten vietnamesischen  Wörter aufgelistet. Eigentlich wollte sie mir nur zeigen, wie ein Zeichen auf dem Konsonanten, dem Wort eine andere Aussprache verleiht bzw. dessen Bedeutung verändert....Das Ergebnis:

1) Ca ohne irgendetwas =Tasse                                
2) Cá = Fisch
3) Cả = alles
4) Ca mit Punkt unten: anrempeln 
5) Cà = Aubergine
6/7 = habe ich mir nicht gemerkt, weil ich mich innerlich nicht mehr halten konnte. 

Aubergine, das war mein erstes türkische Wort, dass ich gelernt habe, um nicht böse überrascht zu werden. Nun wieder. Ich könnte das als unfassbar witzigen Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren. Wenn ich das Wort Aubergine als eines der ersten Wörter lerne, kann in Vietnam eigentlich nichts mehr schief gehen!

Acht Monate Vietnam: Diesmal nicht zum studieren sondern zum arbeiten. Wenn ihr interessante Firmen kennt, die in Vietnam im Bereich Stadtentwicklung und Mobilität tätig sind, lasst es mich wissen. 

In der Entscheidungsfindung hat mir folgende Denkimpuls geholfen: Es ist unvernünftig, nicht mit unerwarteten Chancen zu rechnen! Ab Ende Mai 2013 ist es dann soweit.

Schöne Weihnachtstage und in ein 2013 in diesem Sinne wünscht, 
Richard

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Update: Im Februar 2013 habe ich nach sehr langer Entscheidungsfindung und zahlreicher wachgelegenen Nächten beschlossen, dass ich vorerst nicht nach Vietnam gehen möchte. Der Kopf wollte den Bauch nicht umstimmen und so werde ich vorerst am Bodensee bleiben!


Mittwoch, 5. Dezember 2012

Städtisches Krankenhaus Konstanz

Beim allwöchentlichen Kick meines Fachbereichs, ein langer Ball, ein übermotivierter Zweikampf. Dem Sturz, den ich glaubte gut abgerollt zu haben, folgte ein Knall, und ich merkte sofort, dass etwas kaputt gegangen war. Unter meinem Trikot stand das linke Schlüsselbein etwas unförmig ab und so lernte ich eine neue Welt kennen: Die Welt des Krankenhauses.

Ohne Worte wurde ich beim Empfang gleich in Richtung Notaufnahme dirigiert. Und das unschöne Röntgenbild bestätigte die erste Befürchtung: Das Schlüsselbein muss durch eine Operation wieder in Form gebracht werden. Nächstmöglicher Termin allerdings erst in 4 Tagen. "Zumindest werden Sie sich auf die OP freuen", so die letzten Worte der Ärztin "und am besten holen Sie sich selbst Schmerztabletten auf Rezept, solch große Mengen können wir nicht rausgeben".

Am ersten Tag bin ich dank der Schmerztabletten geflogen, an den folgenden Tagen überwog der Schmerz und die Frustration, dass ein weiterer Winter ohne mich & Snowboard ins Lande ziehen wird. Und am Sonntag habe ich die OP vor lauter Qual und Pein tatsächlich herbeigesehnt. Aber ich wollte ja über die Welt des Krankenhauses schreiben... 

In der Welt des Krankenhauses ist offenbar in zwei Kasten unterteilt und bei der Patientenaufnahme werde ich mit Fragen gelöchert: Ein- oder Zweibettzimmer? Ob meine Kasse Chefarztbehandlung übernehmen würde? Rechnung nach GOÄ oder nach dem deutschen Krankenhausgesellschaft Normaltarif? Sie sind doch Selbstzahler? Das sei wichtig für die Zusammenstellung der Rechnung; es sei entscheidend, ob ein Steigerungssatz angelegt werden könne... 

WIRKLICH? Es ist 7.00 Uhr morgens und ich habe höllisch Schmerzen...Nachdem das alles so halb geklärt ist, darf ich mein Zimmer beziehen, bekomme ein schickes Gewand für den OP und einen Begrüßungsschnaps, der mich ganz ruhig und gelassen macht. Hier und da noch ein wenig Smalltalk auf dem Weg in den OP und dann werde ich auch schon in den kühlen OP-Saal geschoben. Eigentlich müsste man die Szenen vor und beim Erwachen aus der Vollnarkose auf Video festhalten. Sinnvolles verlässt da nicht den Mund...

Im Zimmer ist von Übelkeit und Erbrechen bei mir keine Spur. Hunger habe ich! Und endlich bringt mir die Schwester ein Tablett. Und als die Schwester gegen Viertel vor 5 wieder mit einem Tablett das Zimmer betritt, freue ich mich laut: "Yeahh, Kaffe & Kuchen!".... "Äh, Herr Kemmerzehl, das ist Ihr Abendessen!".

Morgens werde ich dann direkt von den Ärzten geweckt. Ratsch... Plaster ab, Drainage gewechselt. Daraufhin werde ich wach. Ich protestiere über die unsanfte Aufweckmethode, aber der Stationsarzt ignoriert das gekonnt.

Zum Frühstück gibt es 2 Brötchen und eine kleine abgepackte Marmelade. Sonst nichts. Verzweifelt suche ich nach der Anleitung, wie ich das bisschen auf das viel verteile. Anschließend kommt die Frau von der Essensabfrage: Ob ich morgen Joghurt und Obst haben möchte? Wieviel Kaffe? Welchen Saft? usw.
Hä, höre ich richtig? 
Ich versichere mich, dass dieses plötzliche Königsfrühstück nichts damit zu tun hat, das mein Patientenstatus mittlerweile geklärt ist und lache mich kurz danach schlapp als anschließend mein Zimmernachbar gefragt wird: " Und Sie sind also laktosefreier Veganer?"

Einstweilen wird es Mittag. Aber die Stunden ziehen sich und in dem Konstanzer Krankenhaus kann man nichts tun. An dieser Stelle daher nochmal vielen lieben Dank an den reichlichen Besuch, den ich bekommen habe! Ich habe das so sehr geschätzt und mir fest vorgenommen, dass ich jeden, der in die Welt des Krankenhauses eintauchen muss, auch besuchen werde.

Zum Glück war mein Besuch in der Klinik sehr begrenzt. Nach zwei Nächten durfte ich das Krankenhaus schon wieder verlassen. Kurz vor meiner Entlassung darf ich noch zum Röntgen um meine Vorher-Nachher Bilder abholen. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden:





Allerdings hoffe ich, dass mir die Welt des Krankenhauses vorläufig erspart bleibt. Und euch auch!
Liebe Grüße,
Richard