Dienstag, 8. Oktober 2013

Probleme, die man auch gerne hätte...

Hätte sich Pipi Langstrumpf an ein solches Ballonverbot in schwedischen U-Bahnen gehalten?

Fundstück von einem Wochenendausflug nach Malmö, Kopenhagen und Göteburg.

Montag, 12. August 2013

Wenn einen der Bodensee-Blues packt ...

Man soll gehen, wenn es am schönsten ist, sagt man. Das ist natürlich großer Quatsch. Woher sollte man denn wissen, ob der schönste Augenblick nicht noch kommen würde. Aber man kann ja nicht gleichzeitig gehen und bleiben und das Paradigma der Contrafaktualität lässt sich leider nicht umgehen. Man müsste also "am schönsten" definieren, und da wären wir bereits in meinem ersten Konstanzer Semester. Nach Rainer Schnell sind aber "Definitionen lediglich tautologische Transformationen auf sprachlicher Ebene". Also Schluss damit und einfach nur die empirische Feststellung: die letzten Wochen, Monate und Jahre in Konstanz waren unglaublich schön!!!

"Sie wohnen also in Konstanz am Bodensee. Warum möchte man da überhaupt weg?" Das war die Einstiegsfrage meines Bewerbungsgespäches bei InnoZ. Doch erst mit der endgültigen Zusage setzte dann ein Gefühl ein, dass Cécile so treffend mit "Bodensee Blues" umschrieben hat. Ab dem Punkt, an dem man weiß, dass man Konstanz tatsächlich verlässt, wird einem deutlich bewusst, was man an Freunden, See und Alpenblick schätzt. Und Sommer am See mit pausenlosen Sonnenschein, macht den Abschied nicht leichter...

Eike, Johannes, Leo und ich haben uns beim Schneewandern vergangenen Jahres die Frage gestellt: Was bedeutet Konstanz für dich? Ich kam zu dem Ergebnis, dass Konstanz für mich der Ort ist, an dem ich sein kann, wie ich bin und werde, was ich bin.

Natürlich wird das in Berlin nicht aufhören. Aber man würde ja auch etwas falsch machen, wenn eine so lange Zeit spurlos an einem vorbei gehen würde. Von der Erstie-Hütte in Blumberg-Achdorf, auf der ich meine heuten besten Freunde kennenlernen durfte, bis zum heutigen Tage sind fast 7 Jahre vergangen. Was hat man sich als Ersti noch für einen Stress gemacht und war unter der Woche trotzdem fast jeden Tag feiern gewesen? Wie aufregend und abenteuerreich war Erasmus? Ausbeutung und Zeit totschlagen im Praxissemster und trotzdem froh darüber erste Einblicke in die Arbeitswelt bekommen zu haben. Und dann die Semester bis zur Bachelorarbeit, in denen dann die meisten gemerkt haben, dass Kurse in der Universität nur einen kleinen Teil des Studiums und des Studentenlebens ausmachen? Die legendäre Abschlussparty im Seerhein, bei der die wichtigsten Personen im Fachbereich mit einem ordentlichen Humba gewürdigt wurden und 20 Kilo Rehrücken aus der Kühlkammer verschwunden sind.

Powalter-Kick in der Kuhmoosarena, Futsal und Trampolinspringen, Unihütte und Skiausfahrten, Glühweinmarkt und Seerheinbiere, endlose Bibsessions, Studieren Ohne Grenzen und das AStA-Verkehrsreferat, Hiwijobs & exzellentere Hiwijobs, Jägerkaserne, Weinproben, Wassersportgelände und Fachschaftsgrillen, montags relaxtes Clubben in der Kantine, Bibi Baum, Mensa-Sharing und Kaffee auf dem Unistrich... Dazu die Möglichkeit Konstanz für lange Auslandsaufenthalte den Rücken zu kehren, wenn man es einmal mehr satt hatte angepöbelt zu werden: "Es isch kei Fahrradweg!"

Immer der gleiche Berg, immer der gleiche Bus ... doch bevor die Universität meine Seele frisst, packe ich all die guten Erinnerungen ein und freue mich Konstanz zukünftig als Tourist zu besuchen. Und sicherlich nicht erst dann, wenn ich mit genauso viele Falten habe, wie der Durschschnittstourist auf der Insel Mainau.

Und in die Liste der guten Erinnerungen reihen sich nahtlos die letzten Punkte meiner to-Do Liste ein:
  • exzellenter Segelturn (mit Extrapunkten für Skipper Wolfang Seibel)
  • Seerheinraften (mit Extrapunkten für die unverhoffte Entschleunigung)
  • EnaKlar II am Taborturm
  • La Brass Banda in Mersburg
  • wunderschöne Fahrradtour nach Stein am Rhein
  • unvergessliche Wanderung durch Appenzeller Oberland mit Wetterkapriolen (Säntis wird überschätzt)
  • WG-Frühstücke am Seerhein
  • Christoph Knill am Tischkicker besiegen
  • dem Klavierspieler an unterschiedlichen Plätzen in der Stadt lauschen
  • Streetparade in Zürich
  • Geburtstagsrunde mit sagenhaftem italienienischen Essen und viel Rotwein
  • Friseur Dieter Böttcher in "exklusiver Atmosphäre" (Mit Extrapunkten für den offenbar frisch gestimmten Flügel)
  • Abschiedsgrillen am Bismarcktum

Zu letzterem Punkt möchte ich euch alle einladen, die in den vergangenen Jahren meinen Weg gekreuzt haben (und noch immer in Konstanz weilen). Ersteres scheint ja in Konstanz nicht so schwierig, letzteres hingegen schon eher *Ironie aus. Am Mittwoch ab 19.00 werfe ich den Grill an und hätte einfach Lust beim Anblick von Ober- und Untersee auf ein baldiges Wiedersehen anzustoßen...
Denn erst wenn der Bodensee Blues sich mit der Ode an den Bodensee vereint, dann ist es wunderschön zu gehen.

Alles Liebe, Richard



Freitag, 14. Juni 2013

"My body feels like it had a great weekend in Edinburgh"

Deutschland 2013. Kein Sommer in Sicht. Regen und frostige Tempraturen dominieren und manch einer hat die Monatsnamen im Kalender durch "Januar" ersetzt:


Photo: Kurzer Blick in den Kalender: heute ist Mittwoch, der 86. Januar 2013...
Quelle: SZ-Magazin

Als ich den Flug nach Edinburgh buche, denke ich mir, dass ich bei den düsteren Prognosen gar nichts verlieren kann. Und als ich mich auf dem Weg nach Basel befinde, versuche ich mir ernsthaft auszumalen, wie das Wetter potentiell noch schlechter aussehen kann als diese graue und naßkalte Brühe, die mich seit Tagen umgibt.

 "Ladies and gentleman, this is your captain speaking. Welcome to our EasyJet-Flight from Basel to Edinburgh. The weather ahead is good and therefore, we should have a smooth and uneventful flight. As for Edinburgh and the rest of Scotland, the weather is bright and sunny! The sun is shining! Ladies and gentleman, I am not kidding! I am not kidding! Now sit back and relax. Enjoy your flight!

Sonne! Und Sommer!  Die wohl schönsten Tage im Monat Mai sollen mich in Edinburgh erwarten?  Die Vorfreude auf ein tolles Wochenende mit Freunden steigt.


Die ersten sonnigen Tage in Edinburgh.


















Torrey und Christina warten am Busbahnhof. Beide tragen Sonnenbrillen und stehen im T-Shirt da. Bei ein paar Bier erzählen wir uns gegenseitig, was wir die letzten Monate getrieben haben. Torrey hat seine Masterarbeit noch vor sich. Christina und ich beschönigen daher die Phasen in der Bibliothek und berichten lieber über das erhebende und schöne Gefühl, wenn die Abschlussarbeit dann gedruckt vor einem liegt.

Wir spazieren umher. Die Straßen sind voller Menschen, in den Parks liegen reihenweise Sonnenanbeter, die Burg, die Edinburgh auszeichnet, scheint fast über der Stadt zu schweben. Auf einer Anhöhe stelle ich fest, dass die Stadt an drei Seiten von Wasser und an einer Seite durch eine steilen Bergwand begrenzt ist, welche ich im Verlauf der Tage noch erklimmen werde.

Schlechte Musik, schlechtes Bier und das dazugehörige Publikum - "Man geht nicht ins Hive, aber man landet dort von Zeit zu Zeit". Eine bessere Beschreibung für diesen Club kann es nicht geben und, wie sollte es auch anders sein, wird abends das Häkchen gesetzt bei: "Visit the Trashiest Night Club in Scottland".


Davon abgesehen gibt es in Edinburgh sehr gute Musik und sehr gutes Bier. Und da Torrey einen sehr ausgeprägten Sinn für Qualität hat, bestand das Wochenende größtenteils aus Foodshooping und dem Besuch von großartigen Kaffehäusern, die entweder für sich in Anspruch nehmen, dass J.K.Rowling einige Kapitel ihres Harry Potters dort geschrieben hat oder auch stolz darauf sind, wenn Sie es nicht getan hat.

In Edinburgh fahren die Autos nicht auf der rechten Seite. Buchstäblich. Die anderen ermahnen mich regelmäßig, den nur nach meinem Befinden sind die Straßen meistens leer. Aber wir schaffen den Katzensprung in die Natur. Zwei Schritte und eine erfolgreiche Straßenüberquerung und man steht inmitten einer Berglandschaft mit grasgrünen Wiesen, gelbem Heidekraut und hohen Bergen. Das ist schon stark: Hier die kosmopolitische Stadt und gleich daneben scheinbar unberührte Natur.


Gebrauchte Socken.
Ich schließe diesen Blogeintrag mit ein paar Bildern und meinem Lieblingszitat des Wochenendes. Christina meinte beim Frühstück: "My body feels like it had a great night yesterday". Und mit Fug und Recht kann ich sagen: Christina, Torrey und Ich zur Reunion in Edinburgh bedeutet gelebter Spaß in Saus und Braus, so dass der stereotypische Schotte (wenn es ihn oder sie überhaupt gibt) wegen unserer "Verschwendungssucht" freiwillig ins Schwabenländle auswandern würde.

Der wohl treusten Hund: Greyfriars Bobby.



















Thank you Torrey for having us! See you soon in Konstanz & Freiburg!
Cheers!

Richard



Sonntag, 3. Februar 2013

Istanbulcim!

Istanbulcim! (Mein Istanbul)

als ich im Sommer 2007 nach einer 17-stündigen Busfahrt aus Adana deinen Boden das erste Mal betreten habe, hatte ich noch keinen Blog, um darüber zu berichten. (Vielmehr wurde ich damals ausgelacht, dass wir in Deutschland noch über StudiVZ und ICQ kommunizieren). Aber das ist ja nicht das Einzige, das sich geändert hat...

Istanbul, meine geliebte Stadt, du hast mir damals das Tor zur Welt geöffnet und mir den Reiz der Fremdheit gezeigt. Mit dir verbinde ich so viele Momente. In meinem Kopf hängen tausend Bilder von dir. Erinnerungen und Fotos und türkischen Freunde, ein Tavla-Brett und ein Cayci (Teekessel) lassen mich häufig an dich denken! Es ist schade, dass ich damals nicht verschriftlicht habe, warum mir jedes Mal das Herz lacht, wenn ich besuchen darf.

Aber auch das musste wachsen. Anfangs hast du mich einfach nur niedergeknüppelt. So viele Menschen, so viele Autos, so viele Geräusche und so viele optische Eindrücke. Insbesondere während der Rushhour, wenn die Händler die Bürgersteige belegen, die Menschen die Straßen verstopfen und die eingekesselten Autofahrer zum Zeitvertreib überprüfen, ob ihre Hupen noch funktionieren, habe ich anfangs immer wieder gefragt: Wie kann man hier leben?

Und dann gewöhnt man sich dran. Eignet sich eine vorausschauende Gangart an, kennt Tipps und Tricks die Rushhour zu umgehen oder entwickelt einfach eine Gelassenheit, durch die das ganze zu einer teilnehmende Beobachtung wird. Aus Fremden werden Freunde und Bekannte, aus Buchstabensalat werden Wörter und aus mir wurde unter anderem der beste "Taxipreis-im-voraus-Aushandler". 

Verschmelzung von Okzident und Orient, und was auch immer auf dich projiziert wird, du bleibst für mich die schönste Stadt der Widersprüche. Du bist der Inbegriff einer viel zu vollen und schnell wachsenden Stadt, die quälend langsam darauf reagiert. Eine Stadt, die voller Kraft strotzt und sich dabei mit ihrem apokalyptischen Verkehr selbst fesselt. Eine Stadt, in der jeder willkommen ist, aber nicht jeder aufgenommen wird. Eine Stadt, die an der Oberfläche so liberal erscheint, aber im Privaten teilweise auf einem unglaublichen Schwarz-Weiß denken beruht. Eine Stadt in der man als Individuum in der Masse der Menschen völlig untergeht und trotzdem eine stets helfende Hand findet. 

Als einer der wenigen Sachen, die ich mir während meiner Erasmuszeit über Istanbul in einem Notizbuch notiert habe: "Istanbul 2007/08: Ich gehe schweren Herzens und bin dabei erleichtert". Daneben  klebt ein Schlüssel, den mir Tunc am letzten Abend gegeben hat mit den Worten: "Benim evim, senin evin (Mein Haus ist dein Haus)". Ich habe mir damals geschworen dich alle zwei Jahre besuchen zu kommen und diesem Versprechen komme ich nur zu gerne nach.

Es ist diese einmalige Herzlichkeit, die ich auch wieder im Januar bei meinem letzten Besuch erfahren durfte. Es sind unter anderem Olcay, Zehra & Egeman, Denizcim, Ferhat & Ömer usw. die mir zeigen, dass ich nicht nur ein Besucher der Stadt bin, sondern in gewisser Art und Weise ein Teil von ihr geworden bin.

Ich könnte hier wahrscheinlich noch eine ganze Weile weiter schreiben, aber im Moment sollte ich eher Seiten meiner Masterarbeit füllen... Daher schenke ich mir noch einen Cay ein und lasse das Lied laufen, das ich damals im Ohr hatte als ich das erste Mal den Bospurus überquert habe und du mich im Antlitz der Abendsonne begrüßt hast und freue mich dich in spätestens zwei Jahren wieder zu sehen!