Von der immergrünen Insel ist nichts zu sehen. Wolken und Nebelschwaden umhüllen den Flughafen. Während ich auf Christina und die Aer Lingus aus Kopenhagen warte, wundere ich mich, das den Schriftzug der Fluggesellschaft ein dreiblättriges Kleeblatt schmückt. Warum hat man nicht das vierblättrige Kleeblatt als Nationalsymbol gewählt?
Und da in Dublin nahezu alle großen IT-Unternehmen ihren europäischen Hauptsitz haben, so sage ich erstmal Google hallo:
Seinen Ursprung als Identifikationssymbol nahm das Kleeblatt mit dem Nationalheiligen St.Patrick.
Der nämlich hatte die Neigung der Einheimischen zu bildhaften Erklärungen korrekt eingeschätzt und sich flugs ein Kleeblatt geschnappt, um die Komplexitäten der heiligen Dreieinigkeit zu visualisieren. Das vierblättrige Kleeblatt gilt auch in Irland als Glückssymbol.
Die erstem Bilder aus der Innenstadt sind weniger komplex und erklärungsbedürftig. Der erste Mann kann sich kaum artikulieren und spuckt mir fast aufs Hemd. Der zweite rennt volle Lotte gegen eine Straßenlaterne. Schließlich finden wir die süße AirBnB-Unterkunft von Hanan und Fergal. Glücksfall, die Erste.
In einem Hipstercafé stärken wir uns für die Sightseeing-Tour durch Dublin. Ein Highlight war sicher das Books of the Kells aus dem 8. Jahrhundert und die wunderschöne alte Bibliothek des Trinity College. Alte Bücherregale mit Holzleitern schmücken den langen Gang, der links und recht mit Büsten großer Denker flankiert ist. Und obligatorisch ist natürlich auch der Besuch des Guiness Storehouses. Auf 5 [!] Etagen wird man einer Werbemaschinerie ausgesetzt und erfährt dass, Guiness mehr ist als die Summe seiner Zutaten. Nach einem kleinen Tasting sind wir dann befähigt im obersten Stock die feinen Hopfendolden, die geröstete irische Gerste, die einzigartige Hefe und das kristallklare Wasser selbst auseinander zuhalten. Dass das dunkle Bier ursprünglich ein Zufallsprodukt war, ist im Nachhinein als echter Glücksfall der Iren zu betrachten.
Mit dem ersten Guiness in der Hand beginnen wir die Pint-Line. Then we tuk the bus to the pub, where we jus continued' o have su much fuun. Wir treffen ein irisches Päarchen, die im Frühjahr heiraten wollen. Gut ist: Sie sind fündig geworden und finden an diesem Abend eine Band, die die Hochzeitgäste unterhalten wird. Nicht so gut ist: Übermäßiger Alkoholkonsum führt dazu, dass der Bräutigam frühzeitig die Bar verlässt und sich zu Hause bereits ins Bett gelegt hat, während die Frau mit Hilfe der Türsteher die veriegelte Klotüre aufbricht, hinter der sie ihn vermutet hatte. Als sich sein Verschwinden schließlich auflöst, tun es ihre Rachepläne auch. Sie schluchzt nur noch: I still love him, I still love him...Glück gehabt.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus ins Fischerdörfchen Howth. Vom Gipfel laufen wir bergabwärts an den Steilklippen entlang und erreichen den Leuchtturm der Hafeneinfahrt. Im Schlepptau haben wir einen Vater mit seiner Tochter aus Dänemark, mit denen wir schließlich den weiteren Abend verbringen und uns auch die in die touristischen Pubs in der Temple Bar wagen. Hier schmücken sowohl drei- als auch vierblättrige Kleeblätter die rosigen Backen der Gäste, aber letztlich spielt das auch keine Rolle, wenn die irische Folkmusik jung und alt zum Tanzen bringt.
Dublin, eine unglaublich einladende und freundliche Stadt, in der sich jeder Busfahrer als stolzer Botschafter fühlt und selbst im hop on hop off Bus seine Mitbürger und das Geschehen auf der Straße in einem spöttischen, aber herzlichen Ton kommentiert. Und in der letzte Stunde lacht sich doch noch die Sonne durch die Wolken. Ein letzter Cappuccino und dann sind drei Tage Dublin schon wieder Vergangenheit; und ich eines Besseren belehrt: Kleeblatt bleibt Kleeblatt.
Liebe Grüße,
Richard
