Mittwoch, 18. Mai 2016

"Meine Empfehlungen wurden schlichtweg ignoriert"

Nach ihrem dritten Polenaufenthalt sind die Teilnehmer der Kulturreise überzeugt: Polen wird massivst unterschätzt. Diesem Blog ist es gelungen, mit einem neutraleren und sonst eher schweigsamen Vertreter ins Gespräch zu kommen. Wir unterhalten uns mit dem Reiseführer "Warschau" über Blumenkohleis, geile Straßen und Regenschirme. 

Blog: Lieber Reiseführer, dürfen wir kurz stören?
Reiseführer: Klar, ich muss allerdings gleich wieder in die Bibliothek zurück.

Blog: Wie war Ihre letzte Reise?
Reiseführer: Die letzte Reise war für mich eine große Enttäuschung. Als ich das erste Mal bei der Hinfahrt aufgeschlagen wurde, hatte ich noch große Hoffnung die Reiseplanungen mitsteuern zu können. Doch mit Ankunft in Warschau wurden meine Empfehlungen schlichtweg ignoriert!

Blog: Aber ihre Reisetipps sind doch weit geschätzt?
Reiseführer: In der Regel schon. Mit dieser Gruppe hat die Chemie allerdings von Anfang an nicht gestimmt. Anstatt auf meine Hoteltipps zurückzugreifen, wurde ein wildfremdes AirBnB-Apartment gebucht. Als die Jungs dann noch eine Nacht in Warschau verlängern wollten, mussten Sie in einem Hostel nächtigen, das von außen aussah, wie die Botschaft von Nordkorea!

Blog: Gibt es weitere "Fehlgriffe", die ohne Ihre Hilfe nicht passiert wären?
Reiseführer: Haufenweiße. Anstatt auf meine Restauranttipps in der schönen Altstadt von Warschau zurückzugreifen, suchte sich die Reisegruppe ein Lokal aus, das auf Touristen gar nicht vorbereitet war. Englische Speisekarte - Fehlanzeige. Mit Händen und Füßen haben die sich dann verständigen müssen. Ergebnis: Ein Essen zu viel und Haare auf der Golonka....

Blog: Höre ich da etwas Schadenfreude bei Ihnen heraus?  
Reiseführer: Wissen Sie was, das Schlimmste für mich war? Diese Reisegruppe findet das alles noch witzig! Wie witzig finden Sie es , wenn man bei jeder Eisdiele Lody Kalafior bestellt wird?

Blog: Verstehe ich richtig? Blumenkohleis???
Reiseführer: Blumenkohleis! Und dabei wird keine Miene verzogen! Wissen Sie, diese Gruppe war einfach nicht normal: Wer rückt den ein Kartenspiel so in den Vordergrund seines Urlaubs? In der Eckkneipe, im Edelrestaurant,... und es wurde darum gespielt, wer die nächste Taxifahrt bezahlt, obwohl man noch nicht mal wusste, wo es als nächstes hingehen soll.

Blog: Sie sagen also, dass die Reisegruppe ihre Dienste komplett ignoriert hat?
Reiseführer: Ich bin ja froh, dass die Kulturbanausen per Zufall in einigen meiner Reisetipps gelandet sind. Und ich kann berichten, dass das Museum des Warschauer Aufstands Ihnen gut gefallen hat.  

Blog: Lodz war auch für Sie  Neuland, richtig?
ReiseführerIn Lodz kenne ich mich naturgemäß nicht aus, aber ich glaube die Reisegruppe war selbst sehr erleichtert, als man dann die Ulica Piotrkowska gefunden hat. Das ist die Visitenkarte der Stadt. Hier wird gekuckt, gegessen, getrunken und getanzt. Und ich kann der Reisegruppe nur zustimmen: Eine geile Straße!



Blog: Und haben Sie noch anderweitig Ihren Horizont erweitern können? 
Reiseführer: Ja, ich habe mich auch die ganze Zeit gefragt, warum die Frauen vor den Stripclubs immer Regenschirme dabei haben; selbst wenn die Sonne scheint... ICH hätte danach nie gefragt. 

Blog: Welches Resümee ziehen Sie nach vier Tagen? 
Reiseführer: Am Ende denke ich: Hauptsache die Reisegruppe hatte Spaß! Ich hoffe allerdings, dass eine neue Reisegruppe meine Dienste dann auch in Anspruch nimmt. 

Blog: Noch ein paar letzte Worte an die letzte Reisegruppe? 
Reiseführer: Fragt euch für die nächste Reise nach Zakopane und Poznan selbst, ob ihr wirklich die Dienste meiner Kollegen unnötig beanspruchen wollt?

Blog: Ich bedanke mich für das Gespräch.