Samstag, 2. Juli 2016

Der Modi-Mann


Da steht er, der Modi-Mann - inmitten von hupenden Autos und die Straße querender Fußgänger. Er hebt seinen Modi-Stab in die von Abgasen geschwängerten Stadtluft - und während er konzentriert den Verkehr beobachtet, gleichzeitig dominant und herablassend auf die Verkehrsteilnehmer blickt, rudert er mit seinem Stab ein Auto in eine Parklücke und schreit dabei unablässig: "Modi-Modi-Modi!"

Der Modi-Mann ist ein Künstler. Im verkehrlichen Künstlerkollektiv Georgiens ist er aber nur einer von vielen. Hier scheint jeder ein Virtuose zu sein - die Straßenverhältnisse lassen zu mindest ausreichend Raum für künstlerische Entfaltungsfreiheit. In den Klangteppich des Hupkonzerts, fügen sich präzise ausgeschnittene, rechteckige Schlaglöcher ein. Gepaart mit der Präzision, mit der Georgier ihr Fahrzeug durch schmalste Lücken auf der Straße steuern und arrondiert durch die Regelmäßigkeit, wie eine zweispurigen Straße zu einer mehrspurige Straße ausgeweitet wird, komplettiert die hier gepflegte Vorfahrtsregelung "Wer-Hat-Der-Hat" die Gesamtkomposition. Auch die Improvisationskompetenz bei Instandhaltung von Fahrzeugen ist nicht außer Acht zu lassen, obgleich bei Überholmanövern eine stillschweigende Übereinkunft herrscht, dass der entgegenkommende Verkehr Geschwindigkeit, Zeitspanne und die Länge des Überholmanövers in seinem Tempo berücksichtigt. Gemäß der Harmonielehre wird dies mit einem dankenden Hupen quittiert, schließlich ist es im Interesse aller, dass der knapp bemessene Platz der Straße hocheffizient genutzt wird.

Die Gestaltungshoheit des Modi-Manns beschränkt sich hingegen nur auf wenige Parkplätze. Sein Repertoire beherrscht er hingegen im Schlaf. In seinem Satz taucht er vor der Motorhaube auf und dirigiert nach seinem Takt. Inmitten eines Crescendos, spielt der Modi-Mann ein fortepiano und zieht den Verkehrsteilnehmer in eine Insel der Idylle und des Friedens. Mit großartigen Gesten weiß er das Eindringen von störenden Nebengeräuschen zu verhindern und weist dabei das Fahrzeug ein.

Kehrt man später an sein Auto zurück, so hilft der Modi-Mann auch beim Verlassen der Parklücke, indem er mit seinem Stab "Modi-Modi-Modi!" signalisiert und - wenn nötig - kurzzeitig den großen Verkehr dirigiert. Der Modi-Mann hat alles Griff - selbst wenn er abends neben seinem Stab auch noch eine leichte Fahne mit sich trägt.

Am letzten Abend entstand dieses Photo, in welchem der unvergleichliche Gestus des Modi-Manns besser zum Ausdruck kommt, als ich es hier mit Worten beschreiben könnte...