Wo wurden eure Spielzeugautos produziert? Prägung ROC (Republic of China) oder Made in PRC (People’s Republic
of China)? Und war man nicht schon damals verwirrt, dass das eine China eigentlich
“Made in Taiwan bedeuten sollte?
Knapp 30 Jahre später taucht Taiwan auf meinem Reiseradar
auf. Zeit, um dem Geheimnis der Spielkiste auf den Grund zu gehen. Zeit, um den
Spielteppich gegen einen richtigen Autoschlüssel zu tauschen. Zeit, um zu
erkunden, wie es um die Prägung dieses Landes tatsächlich bestellt ist. #ZeitfürTaiwan.
Träume sind Schäume, sagt man. Doch lüftet sich an dieser Stelle das Geheimnis der
Spielzeugkiste. Auch wenn Taiwan über die Landmasse und den internationalen
Einfluss von Baden-Württemberg verfügt, so pflegt man den Anspruch, die
legitime Vertretung aller Chinesen darzustellen. Staatsrechtlich anerkannt ist
(mittlerweile) nur das China auf dem Festland. Doch Taiwan sieht sich als die
wahre Seele Chinas. Wer tatsächlich Souveränität
über die Insel Taiwan ausübt, wird kontrovers diskutiert.
Knapp 30 Jahre später taucht Taiwan auf meinem Reiseradar
auf. Zeit, um dem Geheimnis der Spielkiste auf den Grund zu gehen. Zeit, um den
Spielteppich gegen einen richtigen Autoschlüssel zu tauschen. Zeit, um zu
erkunden, wie es um die Prägung dieses Landes tatsächlich bestellt ist. #ZeitfürTaiwan.
Mit Ankunft in Taipeh müssen wir feststellen, dass das
mit dem Mietauto leider nicht klappt. Keine ITP (Internationale Driving Permit)
= kein Autoschlüssel. Aber man versichert uns, dass Taiwan ein
hochmodernes und effizientes Verkehrssystem hat und wir keine Probleme haben
werden, in alle Ecken der Insel zu gelangen.
Wir beginnen unsere Reise in Taipeh. Taipeh ist nicht nur
groß und modern, sondern auch extrem sauber und effizient. Hightech ohne
Hektik - die Dinge scheinen einfach zu funktionieren. Trotz der langen Anreise
ziehen wir gleich über den Nachtmarkt ins Nightlife. Am nächsten Tag lassen wir
uns treiben. Im einem Park bereiten sich Jugendliche auf einen Tanzwettbewerb
vor und es überrascht, in welcher Selbstverständlichkeit die Eingangshallen des
Nationaltheaters und der Konzerthalle in Beschlag genommen werden. Ein
Steinwurf weiter wacht die taiwanesische Nationalgarde über die Gedenkstätte
jenes Mannes, der das Schicksal Taiwans bestimmte: Chiang Kai-Shek. Wir lernen,
dass das Eingangstor nach Südwesten auf die Kunlun-Berge Chinas ausgerichtet ist und den Traum von Chiang Kei-Shek symbolisiert, eines Tages das Festland
zurückzuerobern.
Träume sind Schäume, sagt man. Doch lüftet sich an dieser Stelle das Geheimnis der
Spielzeugkiste. Auch wenn Taiwan über die Landmasse und den internationalen
Einfluss von Baden-Württemberg verfügt, so pflegt man den Anspruch, die
legitime Vertretung aller Chinesen darzustellen. Staatsrechtlich anerkannt ist
(mittlerweile) nur das China auf dem Festland. Doch Taiwan sieht sich als die
wahre Seele Chinas. Wer tatsächlich Souveränität
über die Insel Taiwan ausübt, wird kontrovers diskutiert.
Beeindruckend dabei ist das Wertesystem, auf dem Taiwan
seinen Anspruch fußt. Als geglückter Gegenentwurf stellt man sich dem Festland
selbstbewusst entgegen und betont, dass die wahren Chinesen kein Wertesystem
haben, in welchem individuelle Freiheiten und Grundrechte eine geringere Rolle
als im Westen spielen. Die erfolgreiche Transformation in eine Demokratie und
in einen liberalen Wohlfahrtsstaat zeige, dass man das bessere China ist. Man
ist stolz auf die Demokratie und das Parteiensystem, auf Presse- und
Meinungsfreiheit, auf das Bildungssystem und die lebendige Zivilgesellschaft.
An dieser Stelle erreicht mich Nachricht über die
#Unteilbar-Demonstration in der Heimat. Auch bei uns werden die Mächte stärker, die die offene und freie Gesellschaft bedrohen. In Taiwan kämpft man für Demokratie und
Freiheit, um sich gegen das „Ein-China-Prinzip“ des übermächtigen Nachbarn zu
wehren. Ein
Demokratieverständnis, das die ökonomische und gesellschaftliche Überlegenheit
eines demokratischen Systems gegenüber autoritären Entwicklungsmodellen
herausstellt, sollte bei uns selbstverständlich sein. Dass sich eine Gesellschaft unteilbar an die Demokratie bindet und Demokratie als Mittel der Notwehr begreift, finde ich beeindruckend.
Made in Taiwan steht nach dieser Reise nicht mehr für den
Stempel der Spielzeugschmiede meiner Kindheit. Made in Taiwan steht fortan für
ein liberales Selbstbewusstsein, für Würde und Gelassenheit, und für ein
gesellschaftliches Modell, wie man den aktuellen politischen Krisen begegnen
soll.
Nebenbei ist Taiwan wohl eines der unterschätzten
Reisezielen in Asien. Wenn man die Städte verlässt, dann findet man
naturbelassene Landschaften. Zu empfehlen ist der Nationalpark Taroko sowie die
Steilküsten von Cingshuei. Und wer beim Whalewatching leer ausgegangen ist, der
sollte sich einen Roller schnappen und den türkisschimmernden Pazifik im Auge
behalten. Free Willy Momente garantiert.
Mit dem Zug geht es von der Ostküste dann wieder in die Hauptstadt. Dort geraten wir durch Zufall zur typischen Lieblingsbeschäftigung der Asiaten: Dem Karaokesingen. Als beim ersten Getränk unser Rückgeld direkt als Service-Fee in die Taschen der Türsteher wandert und wir uns schon wundern, warum die Frauen hier lustiges Plätzetauschen spielen, hat ein Kellner offenbar Erklärungsdruck. Er zuckt sein Handy und lässt uns per Google-Translator wissen, dass die Besitzerin vom Festland sei. Er erklärt uns das "Geisha"-Prinzip" der Bars. Er möchte uns unter der Hand das Rückgeld geben. Die Situation scheint ihm unangenehm. Wir winken ab und freuen uns über den Anstand und die Ehrlichkeit. Wenig später werden wir von zwei Geschäftsmännern in einen Raum mit tiefen Sofas und einem Couchtisch eingeladen. Auf einer Leinwand laufen Musikvideos. Auf einem Computer können die
Songs ausgewählt werden. Christina und ich sollen ein Lied wählen und singen. Die Auswahl der nicht-chinesischen Songs ist limitiert, doch zum Glück findet sich "Imagine" von John Lennon.
Als wir fertig sind, klatschen die Herren höflich. Die Damen schenken uns Bier und Whiskey ein und bekommen von den Herren jeweils 100 Taiwandollar zugesteckt. Wir versichern uns kurz, dass hier nicht unseretwegen Schmerzensgeld fällig wurde. Man lacht. Dann wird gewürfelt. Die Dame gewinnt. Der Mann muss trinken. Und gibt ihr anschließend wieder 100 Taiwandollar. Auch wir werden aufgefordert: Gan bei (=trockne das Glas!) und dann wird das nächste Lied gesungen. Je länger der Abend desto mehr Scheine wandern von dem Tisch in die Taschen der Hostessen. Wir lauschen noch ein paar schmalzig asiatischen Popliedern, bedanken uns für den unterhaltsamen Abend und kehren zurück in unser Hostel.
Ich glaube tatsächlich, dass der besinnliche Sangesabend der Herren
nicht zwangsläufig auf einer Matratze im Hinterzimmer endet. Auch wenn
es uns ein wenig befremdlich ist: Das ist ganz einfach Abendunterhaltung made in
Asia. Egal ob Insel oder Festland.
Wir verlassen Taiwan und fliegen nach Hongkong. Vor 20 Jahren wurde die britische Kronkolonie an China zurückgeben. Der zunehmende Einfluss auf die teilweise autonom regierte Metropole wird in Taiwan genau verfolgt. Unser Fokus liegt aber auf der Hochzeit von Jen und Alex, deren lange Fernbeziehung sich in einem Happy-End krönt, und mit denen wir zu diesem Anlass ein paar Gläser trocknen wollen.
谢谢!Oder xiè xiè!
Richard














