was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?"
Trotz der warnenden Worte Reinald Grebes machten Cornelius und ich einen Roadtrip durch Brandenburg. Am Vorabend hatten wir noch auf das Wetter geschimpft und waghalsig angekündigt, dass wir aus Trotz über den verregneten Sommer ins Tropical Island fahren werden. Nachdem ich allerdings zwei Imagefilme über das "exotischen" Badeparadies auf 66.000 Quatratmetern gesehen hatte, zweifelte ich, ob wir in diesem Konsumtempel wirklich gut aufgehoben sind oder ob uns lediglich die Neugier treibt den brandenburgischen Ballermann aus nächster Nähe sehen zu wollen.
Dies entbehrt ja auch nicht einer gewissen Plausibilität. Das ganze Ding ist mehr als verrückt: Da wird eine Cargo-Lifter Fertigungshalle (Entschuldigung, aber wer hatte denn ernsthaft die Idee, dass es wieder einmal eine Nachfrage für Zeppeline geben könnte??) in ein rund um die Uhr geöffnetes und konstant auf 28 Grad beheiztes Schwimmbad umgebaut. Mitten in Brandenburg.
Wir verlassen die Autobahn. Das Benzin ist deutlich günstiger hier und im ersten Ort begegnet uns auch schon ein junger Nationalpatriot, der sich leicht an seiner Thor Steinar Jacke identifizieren lässt. Cornelius meint nur trocken: "Hah, da ist ja schon einer!" und ich fühle mich ein wenig auf Safari. In Brandenburg.
Kurz darauf erblicken wir einen Hinweis: Zur Gläsernen Molkerei. Das klingt nach einem Subventionsgrab, also folgen wir den Schildern. Und vielleicht ist der Begriff Subventionsgrab ein wenig zu abschätzig, aber Cornelius stellt nicht zu unrecht fest, dass auch hier "beim Bau nicht auf den letzten Cent geachtet wurde" und so sticht der moderne Prachtbau aus den sonst grauen Tristesse Münchehofes/Spreewald hervor. In dem angrenzenden Hofladen kann man sich schließlichversichern, dass hier auch wirklich Milch und Käse produziert wird. In Brandenburg.
Wir kommen nach Lübben. Lübben liegt mitten im Spreewald und die arme Gurke muss wirklich für so ziemlich alles herhalten: Von Gurkenpaule bis hinzu dem Gurkenradweg. Als wir Lübben hinter uns lassen, wissen wir: Wir waren im knackig-grünen Spreewald Paradies.
Von Lübben gehts nach Lübbenau. Im Grunde das gleiche Gurkenparadies in Grün + Gurkenmuseum. Eine wunderschön restaurierte Innenstadt, Touribootsfahrten und überteuerte Restaurants. Wir erstehen zwei Gurkeneimer, aber der Mensch lebt nicht von Gewürz-, Senfgurke und Licht allein. Einheimische empfehlen uns den preisgünstige Restaurant Santa Fe fürs Abendessen. Versteckt zwischen zwei Plattenbauten finden wir einen liebevoll eingerichteten Saloon und ich esse zum ersten Mal ein Kängurusteak. In Brandenburg.
Anstelle von Tropical Island nehmen wir Vorlieb mit den Spreewelten in Lübbenau. Ein wirklich vorzügliches Bad mit einer rießigen Saunalandschaft. Und wer hätte das für möglich gehalten: Einer Gurkensaune mit dem reinigenden Gurkensut. Völlig überraschend. Im Spreewald.
Da wir schon mal in Brandenburg sind, fahren wir für ein letztes Bier nach Cottbus. Eine Gruppe Studenten nimmt uns in eine Bar mit und halten uns für sichtlich bescheuert, dass wir einen Samstag Abend in Cottbus verbringen wollen. Cottbus sei am Wochenende leer gefegt. Das liege nicht einzig und allein daran, dass Cottbus in Brandenburg liegt, sondern dass viele Studenten nur unter der Woche in Cottbus weilen bzw. aus Berlin täglich pendeln. Hier sei ja nichts los und das Durchschnittsalter am Tresen nähere sich schon bereits der Dreistelligkeit. Schließlich werden wir zu einer WG-Party eingeladen. Die Münze entscheidet, dass wir nicht im Auto schlafen werden. Und so geht es spät nachts zurück nach Berlin.
Der Spreewald ist eine schöne Region. Es gibt wunderschöne Ecken und die Straßen sind tatsächlich von Alleen eingerahmt. Und auch die anderen von Reinald Grebe besungenen Aspekte Brandenburgs sieht man - wenn man möchte auch. In Brandenburg.