"Das ist doch jetzt ein toller Augenblick mit einem Rothaus anzustoßen, oder?", sage ich und
Andras, Max, Sandro und Janis stimmen zu. Da stehen wir mit unserem kaputten VW Chico in einer Autowerkstatt und man hat uns versichert, dass das Auto in 45 Minuten wieder fahrbereit sei.
Wir sind in bester Stimmung. Obwohl das Auto auf dem Weg in die Drakensberge etwas Probleme bereitet hat, haben wir eine extrem geile Wanderung hinter uns und haben die Werkstatt tatsächlich bei Tageslicht erreicht.
| It's just a small problem. We will be done in 45 minutes! |
Die drei Mechaniker machen sich sehr motiviert ans Werk und fangen an die defekte Wasserpumpe für das Kühlwasser zu befreien. Aber irgendwie dauert alles ein wenig länger. Nach 45 Minuten sind zwar einige Teile bereits ausgebaut, aber so wirklich weit gekommen sind die Jungs nicht. Es dämmert und ein Autoscheinwerfer wird an eine Autobatterie angeschlossen, um den Arbeitsbereich auszuleuchten. Auch das andere Werkzeug, wenn es nicht zum x-mal verlegt wurde, scheint nicht immer optimal und spätestens als die Mechaniker mit einem Brecheisen hantieren, bekomme ich erste Zweifel, ob die Jungs wirklich wissen, was sie da machen. Nach ca. dreieinhalb Stunden ist die Wasserpumpe dann befreit und man beweist uns fachkundig was die defekte Wasserpumpe von dem Ersatzteil unterscheidet.
Dazu gießt der Chef der Autowerkstatt, der mittlerweile schon eine halbe Flasche Brandy getrunken hat, Schweröl ins Feuer und berichtet ganz stolz, dass man mit fünf Litern Schweröl eine ganze Nacht warm hätte. Ich kann mich mit den giftigen Dämpfen nicht wirklich anfreunden und beschließe der Gesundheit zu Liebe zu frieren und weiter in die Motorhaube zu starren.
Nach 5 Stunden haben die Mechaniker die neue Wasserpumpe eingebaut und alle Teile sind wieder an ihrem Platz. Zu früh gefreut: Das Wasser, das man oben einfüllt, tritt unter dem Auto in Form einer großen Pfütze wieder hervor; trotz "neuer" Pumpe.
Sichtlich entspannt meinen die Mechaniker, dass diese Pumpe wohl auch defekt sei, es wird eine neue Flasche Brandy geöffnet und nachdem ein paar Joints aus Zeitungspapier gedreht wurden, macht man sich wieder ans Werk.
Es würde jetzt auch viel schneller gehen, wahrscheinlich kürzer als eine Stunde, schließlich hat man alle Schrauben schon mal gelöst....
Uns ist kalt und die Beine schmerzen vom Stehen. Gleichzeitig ist das Rahmenprogramm sauwitzig. Immer wieder kommt ein Freund des Chefs vorbei oder der Chef selbst erklärt uns wie Südafrika so sei. Und außerdem lernen wir ja jede einzelne Schraube des Autos kennen und verstehen langsam das Innenlebens eines VW Chicos 1.3..
Es geht nicht wirklich schneller als beim ersten Mal. Aber diesmal haben wir die Stunde auch nicht als exakte Zeitangabe interpretiert, sondern eher als Zeichen, dass es halt länger gehen wird und wir wahrscheinlich erleben dürfen wie der Kanister Schweröl vollständig aufgebraucht wird...
Gegen Mitternacht ist die funktionierende Pumpe dann eingebaut. Es ist schon beeindruckend wie die Jungs trotz der späten Stunde weiterarbeiten und gar nicht daran denken, den Wagen morgen bei Tageslicht fertig zu machen.
Es wäre vielleicht besser gewesen. Eine Schraube (und diese wurde uns später noch zum Verhängnis!!!) bleibt unauffindbar. "Wird schon passen", meinen die Mechaniker und gegen 2 Uhr wird das Kühlwasser aufgefüllt und das Auto soll gestartet werden.
Das klappt leider nicht wie gewünscht. Und als der Motor dann schließlich brummt, gibt es ein Problem mit der Elektronik. Das Auto hat keine Power und säuft ständig ab. Irgendwann sind dann auch die Mechaniker genervt und verfluchen ihren Chef, dass dieser so spät noch einen Auftrag angenommen hat und sich bereits völlig betrunken schlafen gelegt hat. Man beschließt ihn zu wecken und er robbt mit einer Decke in den Hof der Werkstatt. Mit einem geschickten Handgriff löst er das Problem und wir können es kaum glauben: der Wagen rollt wieder. Zum Dank schenken wir den Mechanikern die Flasche Wodka (--> Gipfeltreffen in den Drakensbergen) und Andras bezahlt den davor ausgemachten Preis. Deal bleibt Deal und auch wenn man sich nicht an die 45 Minuten halten konnte, so wird an den 200 Rand (20 Euro) nicht gerüttelt.
Noch vor Sonnenaufgang erreichen wir unser Camp! Und wir dachten anfangs wirklich, dass es nur 45 Minuten dauern wird.