Ersteres ist ursprünglich eine Werbekampagne gegen das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall; eine Kampagne, die mittlerweile Kultstatus erreicht hat. Letzteres ist die Grundhaltung der Cowboys im Badland. Beides spiegelt die Mentalität Texas wider und macht meinen letzten Roadtrip zu einem ganz Besonderen.
Nach meiner letzten Spanischklausur machen Christina und ich uns auf den Weg nach Texas. Unsere Reisen werden immer chaotischer und von Planung kann keine Rede sein. Immerhin haben wir ein paar Informationen im Internet zusammengesucht und während ich in einem Nationalpark wandern möchte, hat Christina sich vorgenommen eine Pistole zu kaufen und im Salon damit zu prahlen.
Der Taxifahrer, der uns eigentlich zum Autoverleih bringen sollte, überzeugt uns Cinco de Mayo in Austin zu verbringen und vergießt vor lauter Schwärmen den Taxometer anzuschalten. Und offenbar sind wir nicht die einzigen, die er überzeugen konnte und so zahlen wir einen Hilton-Preis für ein klassisches Motel 8.
Austin ist cool. Und heiß. Und daher sieht man tausende Tattoos.
Dazu viele Radwege, ÖPNV-Angebote, breite Gehwege und ein neu entwickeltes Stadtzentrum, dass allen Aspekten moderner Stadtplanung gerecht wird. Ich bin begeistert. Das hätte ich nicht erwartet und als wir dann im Schatten der vielen Bäume am Colorado River ruhen, hat sich Austin an Städte der Kategorie New Orleans und San Francisco herangeschlichen. Am Abend wird die Stadt dann auch seinem Motto gerecht. Auf der 6th Street tummeln sich Straßenmusiker und Live Musik schallt aus unzähligen Bars und Restaurants. In einer Bar wird sogar Rodeo geritten. Wir treffen zwei Norweger, die im selben Motel hausen, in der Ölindustrie arbeiten, und fortan das Bezahlen der Getränke dominieren. Happy Cinco de Mayo! Und Keep Austin Weird!
Am nächsten morgen heißt es: Hit the road! Nach 300 Meilen begrüßt uns ein Schild "Willkommen in Fredericksburg". Ja, da steht Willkommen und es folgen deutsche Biergärten, Restaurants "Zum Lindenbaum" und "Ausländer" und sogar das "Vereinsheim" ist ausgeschrieben. So schnell wollte ich die Staaten nicht verlassen. Aber man klärt mich auf und teilt mir mit, dass dieser Ort von deutschen Siedlern gegründet wurde, die die Strapazen des 30-Jährigen Krieg nicht mehr über sich ergehen lassen wollten. Gleichzeitig wollten sie sich nicht wirklich in Amerika integrieren und so spricht heute noch ein beachtlicher Teil der Bevölkerung Texas-German.
Wieder einmal erblicke ich die blickenden Lichter eines Polizeiautos im Rückspiegel. Zum Glück fahre ich gerade ein wenig langsamer um die schöne Landschaft zu bewundern. Und mittlerweile bin ich routiniert. Das Auto nicht verlassen (gelernt in Florida), Hände ans Steuer, Papiere bereit halten, freundlich lächeln und in voller Breite vom Studienaufenthalt in den USA erzählen (gelernt in Mississippi), die USA loben, in diesem Fall Texas loben, und schon zeigt sich der Sheriff gütig und stellt lediglich eine Verwarnung aus. Dann noch kurz der Hinweis, dass es auf Deutschen Autobahnen kein Tempolimit gibt und der Dank, dass man jetzt verstanden hätte, dass es sich dabei nicht nur um eine Geschwindigkeitsempfehlung handelt. Und so komme ich das dritte Mal ungestraft davon.
Wir nehmen ihn mit und er bringt uns zu seinem Kumpel George, der mit Kind und Kegel in der Wüste wohnt. Für wenige tausend Dollar kann man hier riesige Landparzellen kaufen und darauf machen was man möchte. Er hat die Nase voll vom Stadtleben und bastelt gerne am Eigenheim.
Auch Dave hat einen ausrangierten Schulbus auf seinem Grundstück stehen. Die zwei Cowboys öffnen die ersten Dosenbier und George spielt uns auf seiner Gitarre vor. Das Lied findet sich auch bei Youtube:
Nachdem wir den Nachmittag mit Dave und George verbracht haben, ziehen wir weiter gen Nationalpark. Endlich komme ich zu meiner Wanderung. Allerdings werden wir kurz vor dem Ziel von einer großen Bullssnake ausgebremst und um den schönen Ausblick in das Tal gebracht. Und als wir beim Verlassen des Parks zwei Mountainlions erspähen, wird uns klar: Don't mess with wild animals, too.
Hinzu kommt der Supermond. Der Mond scheint außergewöhnlich groß und taucht den Nationalpark in ein einzigartiges Licht. Welch ein Spektakel.
Am nächsten Tag geht es in Richtung San Antonio. Wir wählen eine Straße entlang der mexikanischen Grenze. Dies scheint wohl der trashige Part Texas' zu sein. Fastfoodrestaurants und Dollarshops reihen sich aneinander, dazwischen kann man Gold in bare Münze tauschen. Es wimmelt von Fahrzeugen der Border Control, die Ausschau nach illegalen Einwanderern halten.
Texas delivers. San Antonio rockt und wir spazieren am Riverwalk entlang, der sich durch ganz Downtown schlängelt. Anschließend geht es zurück nach Austin. Es wartet ein schwerer Abschied. Christina ist eine richtig gute Freundin geworden. Und dass wir beide gleichzeitig abfliegen, macht das Good-bye sagen nicht einfacher. Während sie nach Schweden fliegt, geht es für mich zurück nach North Carolina. Anna, Hillary und Amanda holen mich am Flughafen ab und es geht direkt an den Strand. Und in den nächsten Wochen geht es gerade so weiter: New York -> Berlin -> Freiburg -> Konstanz -> Freiburg -> Südafrika -> Berlin.
Keeps it weird und das ist gut so,
Richard