Donnerstag, 15. Dezember 2011

Soooo done done!










Haha, nein ganz so verzweifelt bin ich nicht. Vielmehr glücklich und erleichert, dass das erste Semester in Chapel Hill akademisch abgeschlossen ist. 4 Finals, ein Essay und ein 25 Seiten Researchpaper in den letzten Wochen; mittlerweile kann ich die Durchsage nachts um halb zwei so täuschend echt imitieren, dass Leute wirklich glauben, dass in 30 Minuten das Licht ausgeht und alle Ausgänge geschlossen werden. 
Aber ich hatte auch sehr schöne Momente in der Bib. Viele Bibbekanntschaften, gute Musik im Ohr, und das Erleben von UNC-Traditionen wie die 50 nackten Flitzer oder der Rave vor zwei Tagen. Außerdem kann man sich glänzend mit dem Bibchat vergnügen, welcher einem auch Auskunft gibt, wenn Spongebob und King Kong in nächtlichen Stunden die Studenten erheitern. 
Das Beste ist allerdings, dass sämtliche Stunden etliche Essen auf ihren Mealplans übrig haben und sich man so zu jeder Zeit in das All-You-Can-Eat Buffet Paradies einswipen lassen kann. Sushi, Salattheke, Pasta, Pizza, Burger, Wraps, drei wechselnde Menues, zwei Nachtischtheken. Und man muss nichts verstecken oder innovative "Sharing-Modelle" entwickeln. Allerdings musste ich dem Grundsatz "Nix verkomme lasse" abschwören.
Ohh, die Bib antwortet. Was rät sie mir?






Die nächsten Tage wird sich wohl verabschiedet... Viele Internationals packen ihre Koffer und wollen am letzten Wochenende ein "Best-Of-Chapel Hill - Carborro" Programm starten. Ob die Bib mir das verzeiht? Ich werde gleich mal nachfragen, obgleich ich die Antwort schon kenne:
Unter "popular" items finden sich nämlich unter anderem auch Reiseführer für Florida :-) !!!

Sooo done done,

Richard

Dienstag, 22. November 2011

Thanksgiving

Hi Y'all,

Thanksgiving steht vor der Tür und damit Amerikas wichtigster Feiertag. Ein Fest, dass im Allgemeinen als friedliches Beisammensein von Pilgrims und Native Americans verklärt wird. Verklärt als ein Tag, an dem die Siedler sich bei den Indianern für deren Hilfe, Gutmütigkeit und Ratschläge bedankten und Gott für ihr Überleben priesen.

Wenn an diesem romantischen Gedanken überhaupt etwas dran ist, gilt dies lediglich für nur für die Pilgerväter, die den Winter 1620/1621 ohne die Hilfe des Indianers Sqanto, der als ehemaliger Sklave die Sprache der Siedler mächtig war und ihnen lehrte, wie man Landwirtschaft und Fischfang betreibt und zudem einen Friedensvertrag mit den Wampanoag-Indianer aushandelte. Nachdem 50 von 110 Siedlern den ersten Winter überlebt hatten, bedankten sie sich bei den Indianern und Gott mit einem großen Erntefest. Soweit, so gut. Wäre da nicht das Rad der Zeit, das sich weiter gedreht hat.

Der Friedensvertrag zwischen den Siedlern und den Indianern hielt nicht lange stand, denn Neuankömmlinge proklamierten zunehmend Landansprüche und so kam es 1637 zu einem Massaker, bei dem 700 unbewaffnete und ein Erntedankfest feiernde Indianer umgebracht wurden. Am folgenden Tag rief der der Gouverneur "A day of Thanksgiving" aus und im festen Glauben an ihre Auserwähltheit durch Gott rotteten die Siedler Indianderdorf nach Indianerdorf systematisch aus.

Leider ist der eigentliche Ursprung von Thanksgiving nicht einmal Nebensache. Thanksgiving wird hier als Fest der familiären Zusammenkunft gefeiert, an dem man sich in geselliger Runde überfrisst und am nächsten Tag ("Black Friday") vor den Geschäften Schlange steht (teilweise campiert) um sich um Tiefstpreise zu schlagen. Amerikas wichtigster Einkaufstag und ein zuverlässiger Indikator, wie gut das Weihnachtsgeschäft ausfällt. In der Schule würde man sagen: Thema verfehlt!


Ich mache mich morgen früh auf nach Chicago! 5 Tage frei! Richtig frei! Aus dem warmen Chapel Hill (23 Grad) in die "Windstadt" mit Tempraturen um den Gefrierpunkt. Chicago, die Stadt, in der man eine King Suit im Residence Inn im Herzen der Stadt für lediglich 100 Dollar buchen kann. Chicago, die Stadt voller Jazz, Improtheater, Kunst und der offenbar besten Pizza im Land. Und Chicago, das, ohne bisher dagewesen zu sein, schon jetzt zu meinen Lieblingsstädten gehört.

Dankbar für die Möglichkeiten,

Richard

Donnerstag, 17. November 2011

Über Woman und Wummen

Über Woman und Wummen....
  • beides ist, leicht zu haben, wenn man will.
  • ersteres hat leider keine große Streuung, bis auf wenige rustikale Varianten, Wummen hingegen gibt es mit und in sämtlichen Ausführungen.
  • Wummen sind ab 20 Dollar zu haben, Woman in diesem Preissegment interessieren mich nicht.
  • sind sie der Kategorie "Championsleague" zu zuordnen, muss man sie mit Samthandschuhen behandeln.
  • Wummen finden es nicht "awesome", dass ich aus Deutschland komme, sind nicht touchy und schrecken mich dennoch ab. 
  • die gute Haltung ist unabdingbar.
Unter Wummen gibt es keine "Mäusle". Bei Woman fehlt mir die adäquate Übersetzung.

Dennoch zielsicher,
Richard

Montag, 14. November 2011

Richard Kemmersiehl darf Stern auf dem Walk of Fame behalten.

Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler (aus Shakespeare: Wie es euch gefällt). Und manchmal wird das ganze aufgezeichnet....

Für diejenigen, die meine 90 Sekunden Ruhm noch nicht gesehen haben: Hier eine kurze Zusammenfassung: Richard Kemmersiehl, ein kreativer deutscher Austauschstudent, erlebt sein erstes Halloween auf der Franklin Street. Als Käse verkleidet, lässt er Umstehende erraten, ob Begriffe wie "Acanthus", "Castigliano" oder "Myzithra" Schriftarten oder Käsesorten darstellen.
Viel Spaß ab Minute 9.53:  
http://www.carolinaweek.org/carolina_week_archive/fall_2011
Update: https://www.youtube.com/watch?v=Fe1ciQ-fqXw

 
Vielen Dank für die tollen Kommentare. Prompt wurde mir aus Hollywood zugesichert, dass ich meinen Stern auf dem Walk of Fame bis auf weiteres behalten darf.




As you like it, Richard

Mittwoch, 2. November 2011

You are so European!


Liebes Nicht-Amerika,

wenn ich wie jeden Morgen mit meinem roten Drahtesel über den Campus düse, mit einem Schal um den Hals und einem Becher frischen Kaffee in der Hand, genieße ich Sonderstatus. Was in Konstanz und Freiburg das normalste auf der Welt ist, wird hier hier eher dem rechter Rand des Hipster-Daseins zugeordnet.

Während meines Erasmusjahres in Istanbul habe ich vieles dafür getan, dass ich nicht sofort als Ausländer erkannt werde. Anstelle eines praktischen Rucksacks, habe ich Plastiktüten zur Uni getragen, anstelle eines praktischen Geldbeutels habe ich die Münzen und Scheine lose in der Tasche gehabt. Und ich habe mich diebisch gefreut, als ich die ersten Male auf türkisch nach dem Weg und der Uhrzeit gefragt wurde.

In Chapel Hill hingegen, kaufe ich mir eine Jacke für 160$ weil sie so wunderbar nicht-amerikanisch aussieht und verliere eine Wette, die mich zwingt für einen Tag im typischen Sportschuhe-Minihose-TarHellPulli-Outfit eines typischen Undergraduatestudenten herumzulaufen.
 Hier strahle ich, wenn meine amerikanischen Freunde einmal mehr sagen: Richard, you look so European!

Übers Wochenende hat mich Richard aus Grenoble in Chapel Hill beehrt. Neben ausgelassener Feierei (ist eigentlich falsch, denn wir haben nichts ausgelassen), hat Richard auch die Verrücktheiten des amerikanischen Studentenlebens erlebt. Und es ging ihm genauso wie mir:
Wäre es "exotisch", würde man es spannend finden, würde man sich kein Urteil erlauben (wollen), würde man es als außergewöhnlich betrachten. Aber man ist doch in irgendeiner Form sehr vertraut mit der Kultur. Oder doch nicht? Was verbindet uns eigentlich mit Basketballhallen (so groß wie das Dreisamstadion in Freiburg), mit Foodballstadien (fast so groß wie die Allianzarena in München), mit Tailgateparties (BBQ auf dem Parkplatz) und mit Halloween?? 



Eigentlich nicht viel. Und trotzdem ... warum fällt es hier so leicht eine Meinung zu vielen Dingen zu haben?
Urteilen wir nicht automatisch, weil uns die Kultur so vertraut erscheint? Unterscheiden wir uns also? Wir, die generalisierten Europäer von dem generalisierten Amerikaner? Und wenn ja, worin?
Ein paar Gedankengänge, die wir am Wochenende hatten und die an anderer Stelle weiter ausgeführt werden sollen:

- Gesellschaftliche Toleranz - globale Ignoranz?
- Der Glaube das alles möglich ist, auch im negativen Sinne?
- Ein anderes Kategoriedenken: Während in Amerika in gut und böse unterteilt wird, fragen wir nach der   Legitimität?
- Warum haben Bequemlichkeit und Geschwindigkeit einen höheren Stellenwert als Geschmack und Genuss?
 
Man findet findet ja nicht alles albern, doch wäre man manchmal einfach gerne unvoreingommen.
Aus sicherer Quelle wurde mir zugetragen, dass die Aussage "Du küsst so europäisch" eine zuträgliche Ausbeutung der Andersartigkeit darstellen kann. Ich prämiere sie hiermit zur cheesiest pick-up-line...   

A propos cheese.... Bald gibt es einen Film über mich und meine erste Halloweenerfahrung.

Liebe Grüße,

Richard Anders




Sonntag, 16. Oktober 2011

Revolution oder Brot und Spiele?

Zu Beginn dieses Wochenendes stand ich vor folgenden Optionen der Programmgestaltung:

Option 1: Occupy-Movement in NewYork
Fahrt nach New York und Zeuge eines historischen Moments werden? Den Time Square besetzen und demonstrieren für ???, ähmm ja, oder gegen ???. An einer Bewegung mitwirken, die sich selber keine Ziele gibt, keine Lösungen präsentiert und trotzdem faszinierend ist, da sie zumindest ein Teil der amerikanischen Bevölkerung zum Nachdenken anregt. Und zum ersten Mal dem Unmut über das kapitalistische System, über Finanzspekulationen und die wachsende soziale Ungerechtigkeit eine Plattform gibt.
Aber leider demonstrieren nicht die Systemopfer: Es demonstrieren nicht diejenigen, die in der Finanzkrise Haus und Job verloren haben, oder diejenigen, die sich mit durch 16 Stunden Burgerbraten für einen Minilohn über Wasser halten. Es demonstrieren nicht diejenigen, die sich medizinische Behandlungen und Bildung schlichtweg nicht leisten können.
Traurig aber wahr: Diejenigen, die nicht demonstrieren, würden nämlich eine Steuererhebung von der sie überdurchschnittlich profitieren würden zu 70% ablehnen! Die Zahl habe ich aufgeschnappt und kann sie nicht belegen, aber würde sie sogar noch höher schätzen. So ist in den Staaten Reichtum ein starker Indikator für Erfolg und der Traum, dass man durch harte Arbeit und durch einen eisernen Willen ALLES erreichen kann zu fest verankert. Die Frage die sich mir stellt, ist daher folgende: Ist der amerikanische Traum ein stets kommuniziertes Konstrukt, dass das "1% der Reichen" manipulativ einsetzt, um ihren Reichtum und Einfluß zu vergrößern? Oder ist der amerikanische Traum ein kulturelles Gedankengut, auf dem diese Gesellschaft aufgebaut ist und für deren politisches System sie alle vier Jahre einsteht (schließlich sprechen wir nicht von repressiven Machthabern wie in der arabischen Welt).
Da ich nicht weiß, ob ich dafür bin, dass ich dagegen sein soll bzw. dagegen bin, dass ich dafür bin, entscheide ich mich für Wochenendsoption 2!

Option 2: Brot und Spiele

Freitag Nacht: I did not the miss the first chance to see our(!) men's basketball team!
Zum ersten Training kommen 21.000 Zuschauer. Volle Hütte. Blaue Leuchtstäbe mit dem Namen des Trainers werden in die Luft gehalten, laute Bässe wummern und die Cheerleader heizen der Menge ein. Die 18-22 jährigen Basketballer werden frenetisch gefeiert und jeder erwartete, dass sie dieses Jahr erneut den Titel für die Tar Heels gewinnen. Vince Carter übergibt einen Scheck über 7 Millionen Dollar,  Stuart Scott erhält einen Ehrenplatz im UNC-Basketball Museum und die Spieler geben in kurzen Videoclips Einblicke hinter die Kulissen (oder präsentieren schelmisch wofür ihre Mitstudenten Unsummen an Studierengebühren zahlen).
Together, we are Carolina! In Vorfreude auf die ersten Spiele Mitte November.

Samstag Nacht: And I also did not miss the chance to go to the North Carolina State Fair!
Tausende von Autos. 45 Minuten Schlange stehen um für 8 Dollar einen Ort der Reizüberflutung zu betreten.
Fahrgeschäfte, Candy Shops, Essensstände, Wahrsager, Freak Shows (Für einen Dollar sehen Sie das größte Pferd. Alive!; Für einen Dollar sehen Sie das kleinste Pferd), finales Feuerwerk!
North Carolina ist bekannt für seine Deep-fried Spezialitäten. Das fatale daran ist, dass man so ziemlich alles fritieren kann: Deep-fried Cheesecake (ausgesprochen lecker), Deep-fried Snickers (etwas zu süß), Deep-fried Oreons (mhhhh), Deep-fried cheese (lange Schlange), Deep-fried butter on a stick (zum Glück satt!).




Das absurdeste Essen (und das kommt direkt nach den kasachischen Hahnenkämmen) ist folgende Delikatesse:



Erkannt? Richtig: Deep-fried Krispy Kreme Bacon Burger! Zwei mit Zuckerguss glasierte Donuts und dazwischen ein Hamburger mit Käse, Peanut Butter und Erdbeermarmelade. The world's unhealthiest burger und im Gegensatz zu Nick, hab ich sogar noch auf den Salat verzichtet. Soll aber nicht viel heißen, da Nick sich eine Pepsi LIGHT dazu bestellt hat: der Kalorien wegen. :-)

Mein Lieblingsstand auf der State Fair ist allerdings ein Pizzaladen gewesen:

John, der Grieche verkauft Pizza? Und was sind das für Flaggen auf dem Dach? Iranische? Ungarische? Nord-Rhein Westfälische? "That doesn't make any sense to me!". Antwort der Verkäuferin: "Does it need to make sense?". Und je länger ich darüber nachdenke: "NEIN! Eigentlich NICHT!  ... Ich hätte dann gerne eine Pizza mit Schinken. Kann ich mit Kreditkarte zahlen?"

Gestern Nacht erreichte mich dann folgende SMS aus Ney York: "Hi Dude. It is insane. Thousands and thousands in times square, all roads blocked. All kind of dancing, music, chnating. Love it! So rad. ..."
Daher kann ich getrost sagen, dass beide Optionen, die idealistisch gesehen, unterschiedlicher nicht hätten sein können, sehr viel Spaß beinhalteten.

Ab sofort mit Spaß am Lernen schließlich warten bereits die Midterms.

Mit selbst auferlegtem Zuckerbrot und Peitsche,
Richard











Mittwoch, 5. Oktober 2011

Eine typische Campusszene


Unileben im Pit: links der Prediger, in der Mitte die Spinningbikes, rechts Essenverkauf.
30 Minuten zwischen zwei Kursen. Zu wenig Zeit um an Assignments und Co. zu arbeiten, zu viel Zeit um bereits in der Klasse zu sitzen und auf die Vorlesung zu warten. Also kurzer Besuch des Pits, der als der Marktplatz der Uni gilt. Seitdem ich erfahren habe,dass man bei einem Kaffeshop kostenfreie Refills bekommt, ist mein bereits überdurchschnittlicher Kaffeekonsum signifikant gestiegen. Gerüstet mit einem neuen Becher Kaffe setze ich mich auf die Stufen des quatratischen Innenhofs. Einmal mehr predigt ein Mann, der die Öffentlichkeit an seiner Lebensgeschichte teil haben lässt und die Studenten der UNC überzeuge möchte, dass Jesus der wahre Weg sei. Dieser ist zwar laut und läuft ständig auf und ab, aber zumindest verunglimpft er nicht alle Homosexuellen und beschimpft die weiblichen Studentinnen als billige Schlampen und Huren. Ja, das gibt es auch und wir werden alle in die Hölle kommen.
Daneben sind 16 Spinningsbikes aufgebaut. Unter lauter Musik und dem Motto: Biking to Uganda strampeln Studenten in hellblauen T-Shirts. Ich bezweifle zwar, dass sie jemals in Uganda ankommen werden, aber dieser Scherz stößt hier leider auf völliges Unverständnis. Links davon präsentieren sich Alpha-Kappa-Whatever Fraternities und andere studentische Vereine. In der rechten Ecke des Pits wird Essen fur einen guten Zweck verkauft.
Es ist faszinierend. Die Kurse sind so anspruchsvoll und zeitraubend und trotzdem sind die Studenten so aktiv und beleben das Unileben. Da wirken Befürchtungen und Argumente, dass die Einführung des Bachelor und Mastersystem das Unileben zerstört (hat) beinahe lächerlich. Liegt dies an der Identifikation der Studenten mit ihrer Uni?! Was macht den Unterschied?
Der Priester ist fertig, bekommt Applaus und verteilt Visitenkarten. Ich mache mich auf den Weg in meine Klasse. Ich mag das Unileben hier!

Mittwoch, 28. September 2011

Auf Nummer sicher gehen.


Die Welt ist gefährlich, hinterlistig und gemein. Und in Amerika wohl noch ein bisschen mehr.
Unlängst hat ein 132-Kilo-Mann ein Fastfoodrestaurant auf Schadensersatz verklagt, weil er ob seines Körperumfangs wegen nicht in deren Sitzecke passe. Und solch Kreativität wird auch noch belohnt: Es warten Millionen, Medienaufmerksamkeit und ein Preis. Kein Spaß, in Amerika wird der STELLA-LIEBECK-PREIS an unverfrorene und erfolgreiche Schadenersatzforderungen verliehen. Der Namensgeber dieses Preises ist eine 81-jährige Frau, die sich mit Kaffee verbrüht hat und anschließend McDonalds auf 4,5 Millionen Dollar verklagt hat, da sie keinen entsprechenden Warnhinweis bekommen hat. Kreative Ideen sind willkommen und würden mein Taschengeld aufbessern. Irgendwelche Juristen, die meinen Blog verfolgen?

Für kommendes Wochenende habe ich eine Hütte in den BlueRidge-Mountains gebucht. Der 8-seitige Vertrag verlangte 4 Unterschriften und das mehrmalige Einfügen meiner Initialen. Ein Paragraph schildert ausführlich die Policy fuer den Whirlpool (Oja,  vielleicht sollte ich erwähnen, dass die Hütte den schmucken Namen trägt: "IcantBeliveItsnotHeaven").

Wie ist diese Charaktereigenschaft zu umschreiben? Paranoid, dass man stets klagt? Übervorsichtig, weil immer etwas passieren kann? (Ob das auch der Grund ist, warum sich Amerikaner ständig entschuldigen, wenn man in ihrer Nähe eine unvorhergesehene Bewegung macht?). Wachsam, weil überall Flöhe und Bettwanzen lauern?
Ich weiß es nicht. Denn gleichzeitig kenne ich kein Volk, das in bestimmten Dingen dermaßen sorglos agiert. Sei es beispielsweise der Konsum von Medikamenten. Wachmacher wie Vigil und Ritalin sind hier noch die harmlosesten Dinge, die sich Studenten reinpumpen, um dem ständigen Leistungsdruck Herr zu werden.  Vielleicht sind es nur Einzelfälle, die ich hier generalisiere, stellenweise bin ich allerdings richtig schockiert... Ganz zu schweigen von den Regalmeter voller Tabletten in stinknormalen Supermärkten, in denen es teilweiße schwieriger ist ein Brot zu finden, als zwischen 10 verschiedenen Schmerztabletten zu wählen.
Das gleiche gilt fürs Essen. Und Ich meine nicht nur Burger, Pommes und Chicken Wings. Heute ist ein Artikel in der Zeitung, dass Melatonin-Brownies vorerst aus dem Angebot der Student-Stores genommen werden, weil die Lebensmittelbehörde Bedenken geäußert hat. Und offensichtlich ist es üblich, dass Sachen erst auf den Markt geworfen werden und dann auf ihre Verträglichkeit bzw. gesundheitsschädliche Wirkung untersucht werden.
Und kann man es etwas positiver umschreiben: Sorgenfreie Paranoia im Land der unbegrenzten Möglichkeiten (dazu übrigens mehr im nächsten Post) ?!

Ich freue mich nun erst mal auf die Berge! Und auf Temperaturen im einstelligen Bereich.
Ob ich es wage den Whirlpool zu benutzen?!

Da gehe ich doch lieber auf Nummer sicher,

Richard





Montag, 19. September 2011

Nicht teilbar - leider!


Hi Y’all,

mittlerweile kann ich sagen, dass ich nicht nur angekommen bin, sondern mich stellenweise bereits integriert habe. Im Guten sowie im Schlechten. Ich beginne mit letzterem:
Ja, ich ertappe mich bereits, dass ich die in der Mikrowelle aufgewärmten Nudeln mit Ketchup vor dem Fernseher esse.
Ja, und ich bekenne mich mittlerweile zu meiner Uni, habe mir ein hellblaues T-Shirt mit dem Emblem meiner Uni gekauft und ich trage es auch außerhalb des Footballstadions.
Ja, es fällt mir mittlerweile nicht mehr schwer zu sagen: See you around! Oder: I will call you!
Und ja, ich hatte neulich große Probleme mich auf deutsch mit einem anderen Austauschstudenten zu unterhalten, weil wir beide ungewollt dem englischen Satzbau gefolgt sind.

Nun positivere Indikatoren der Integration:
Bis auf den Fernseher kann ich nun alle elektrischen Geräte in meinem Haushalt bedienen. Neben richtig coolen internationalen Freunden, habe ich mittlerweile viele amerikanische Bekannt- und Freund(!)schaften! Im Handballteam entscheidet sich nächste Woche, ob ich ins A oder B-Team komme. Handball ist überraschenderweise kein Exotensport hier, sondern wird richtig ernsthaft betrieben. Anfangs musste ich lachen, als der Trainer den Neulingen erklärt hat, dass man im Handball maximal einen Punkt erzielen kann - egal von wo man wirft! - und nach drei Wochen Training üben wir schon die ersten Spielzüge ein. Irgendwie geht in Amerika alles ein wenig schneller.
Auch im Urban Planning Department kann ich so langsam Fuß fassen. Ich würde mich ja gerne in vier Richards teilen: Ein Richard würde ich in die Bib setzen, so dass die Lektüre und Assignments ansatzweise durchgeackert werden. Die anderen drei Richards müssten sich koordinieren zu welchen Partys, Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und sonstigen Aktivitäten sie gehen. Unglaubliches Programm, das hier geboten wird. Sei es Obama’s Pressesprecher, der aus dem Nähkästchen plaudert, oder die Veranstaltungen, die im Rahmen des 10. Gedenktags an 9/11 statt fanden, oder ein hochkarätiges Blues-Konzert, von dem ich gerade komme und diese Liste ließe sich ungeniert fortsetzen.

Liebe Grüße von Richard, der sich leider nicht teilen kann und dem so langsam die Kräfte schwinden.


Sonntag, 4. September 2011

72 Stunden in New York!

 Zurück aus New York City im ländlichen North Carolina! Zurück von einem Wochenende elektrischer Beats und tollen Wiedersehen! Aber auch zurück aus einer Stadt voller Ratten, stickiger Luft und permanenten Verkehrslärm. Obgleich der morgige Tag lehrfrei ist (Labor Day) und ich gerne noch einen Tag länger geblieben wäre, freue ich mich wieder in Chapel Hill zu sein (abgesehen davon, dass der morgige Tag am Schreibtisch verbracht wird). Wenn man in einer solch facettenreichen Stadt wie New York war und sich dennoch freut wieder zurück zukommen, dann betrachte ich das als Spitzenwert auf einem Wohlfühlindikator. Und sich wohl fühlen, ist unglaublich wichtig.
Meine Mitbewohner haben mich ja für ein wenig verrückt erklärt: Da ist der gerade mal 2 Wochen da und zischt gleich nach New York fürs Wochenende. Amerikanischer als mancher Amerikaner und Chapel Hill -> New York mit Zwischenstopp in Washington entspricht in etwa: London -> Milano mit Zwischenstopp in Stuttgart. Was soll's.

Raphi hatte mich „überzeugt“ diesen Trip noch kurz vor Abflug in Deutschland zu buchen. „Rischaaard, wir müssen da unbedingt zu Electric Zoo, einem rießigen Elektrofestival auf eine Insel zwischen Queens und Manhattan. Das wird MEGA“. Und Recht hat sie behalten, die Madame Marquette, und obendrauf ihr supercoole Freundin Selina mitgenommen. Nachdem wir Sonnenbrillen in allen Farben, die dazu passenden Getoradeflaschen und blaues (!) Haarspray in Chinatown zusammengetragen, uns gestylt und vergeblich versucht haben aus den Gesichtern der Menschen in der Metro wenigstens ein bisschen Verwunderung über unser Aussehen herauszulesen - wirklich vergeblich - sind wir auf dem Gelände angekommen. Geflasht vom feinsten Elektrosound der vier Bühnen und der Sicht auf die Wolkenkratzer von Manhattan tanzen wir zu Markus Schultz, Sebastian, Moby und den Crookers. Tiesto beendete den Abend durch ein grandioses Sample und Lamettaregen (ein Schelm, wer hier Parallelen zu Britney Spears ziehen möchte ;-)).

Die Aftershowparty haben wir auf den nächsten Tag gelegt. Zu kaputt waren Ohren und Beine. Kein „Ähh, geht es laaauuuuuddder!??“ aus meinem Munde.
Nach einem superentspannten Nachmittag im Central Park, waren wir mit Sophie, Sebastian und Cecile auf einer grandiosen Museumsparty in einer Dependance des Moma. Neben Party und elektrischen Beats hatten wir noch eine Rikschafahrt mit Gökhan durch Manhattan. So wie der gefahren ist, hätte er wahrscheinlich selbst in Istanbul den Führerschein abgeben müssen.

Eine Frage beschäftigte mich (und uns) das Wochenende: Was ist Fake in Amerika? 
Erwartet keine umfassende Antwort von mir, aber lasst mich eine Szene aus dem Central Park beschreiben und urteilt selbst: Ein Straßenmusiker unterhält im Gras liegende Menschen mit seiner Musik. Er steht am Ufer des künstlich angelegten See’s im größten, künstlich angelegten Parks, hinter im ragen die Wolkenkratzer in den Horizont. Auf einmal kommt ein Brautpaar den Weg entlang. Seine Gitarre verstummt und er stimmt einen Hochzeitsmarsch an. Im Anschluss spielt er „Falling in Love with You“ in Elvis Presley-Manier, das Paar tanzt und küsst sich. Man weiß, dass sie diesen Moment nicht vergessen werden. Und auch die umstehenden halten diesen Moment auf Bildern und Videotape fest.
Als der letzte Ton verstummt, entbrannt großer Applaus. Es hat etwas von einer Filmszene und wenn die Szene nicht Amerika spielte, würde man sich wahrscheinlich nicht nach der Kausalität fragen: War da zuerst die Szene und dann das Drehbuch, oder vice versa, ist die Szene nicht inspiriert durch Drehbücher tausender Hollywoodfilme?
Und ich finde diese Frage schlimm und ich versuche sie eigentlich nicht aufkommen zu lassen. Ich versuche nicht zu urteilen sondern versuche zu erkennen, dass aufbauend auf Fake, Schein und dem medialen Kunstgebilde, viel Raum ist für wahre Werte. Ja, vielleicht sogar MEHR Platz für Ehrlichkeit, für Offenherzigkeit und auch Schwäche. Wow, abstruse Theorien zu so später Stunde. Aber genau für solche Szenen liebe Ich Amerika!!! Und ich fände es frustierend und entmutigend, wenn wirklich alles Fake wäre.

Ich lade wieder ein paar Bilder auf Facebook: Richard 72 Stunden in New York
Spezielle Grüße nach Berlin, Durban, Emmendingen und Barcelona! Hoffe euch geht es gut!

Kein Fake und trotzdem ehrlich, Richard



Sonntag, 28. August 2011

Hi! How are you doing today?

I am great! How are you?

Ich wohne jetzt seit knapp 11 Tagen hier. Aber ich fühle mich, als ob ich hier bereits seit längerer Zeit zu Hause bin. Strand, Unibeginn, Erdbeben, Britney Spears, Hurricane "Irene"... es ist einiges passiert und so versuche ich im Folgenden die Eindrücke der letzten Tage alphabetisch zu ordnen:

A wie Ankunft: charakterisiert durch Unsicherheit. Schleppende Kommunikation mit den neuen Mitbewohnern. Wer sind die Mitbewohner und bin ich überhaupt willkommen? Kein Empfang am Flughafen.
Amerikanischer Individualismus?! -> Mietwagen und Fahrt im Sonnenuntergang nach Chapel Hill.

B wie Beerpong: gehört dann glücklicherweise zu A wie Ankunft. Amerikanischer Volkssport, der bisher leider nicht als olympische Disziplin anerkannt wird. Die Nachbarn sind/werden zu Mitbewohnern.


C wie Communication: läuft, solange der southern accent sich in Grenzen hält.

D wie Duke University: muss verachtet werden. Große Rivalität.

E wie EASE: hätte lieber den Support der LEI als Gaststudent.

F wie Franklin Street: hier geht man weg in Chapel Hill! Sehr krass an Dienstagen, Mittwochen, Donnerstagen, offenbar auch an Freitagen, an Samstagen und an Sonntagen. Viele Kneipen, einige Diskotheken, tausende Studenten. Seid beruhigt: Auch hier Sperrstunde um 2 Uhr.

G wie Graduate Classes: nach viel hin und her kann ich zumindest zwei Graduateklassen im Bereich Urban Planning besuchen.

H wie Hurricane "Irene": War das alles? Bis auf ein wenig Regen und ein paar abgeknickten Bäume und abgebrochenen Äste, war da nicht viel los. Naja, sind wir mal froh, dass dein Blowjob unbefriedigend ausgefallen ist und du nur an der Küste dein Schindluder getrieben hast.

I, J, K wie Konzert:  Erste Hausparty, erstes Budweiser mit extra wenig Kalorien, erste essentielle Frage : Warum nicht zu Britney Spears, wenn sie schon mal in North Carolina auftritt?
Warum nicht für läppische 40 Dollar richtiges amerikanisches Entertainment erleben? Warum nicht zu einem Konzert, zu dem sonst nur gay guys gehen und Britney sehen, die sich immernoch in zu enge Bras pressen lässt und halbnackt auf der Bühne tanzt? Ja, warum eigentlich nicht. Eintrag ist allerdings hier falsch platziert, sondern gehört unter S wie Show bzw. unter G wie Great Show!

L wie Lesung: Im Rahmen der Reading Week beehrte uns Jonathan Safran Foer. Er ist Autor des Buches Eating Animals und setzt sich darin hauptsächlich mit Massentierhaltung auseinander. Sehr empfehlenswert!

M, N, O wie Ohhh, you are from Germany! That's so awesome.

P, Q, R wie Red Cup: Omnipräsent. Weitere essentielle Haushaltsgegenstände unter: http://www.redcuppong.com. Wir haben tatsächlich einen Bierpongtisch mit dem Logo der UNC drauf.

S wie Subway: Subway is not fast-food! As long as you can't drive through, I am not considering Subways as fast-food.  (Travis Sandman auf dem Weg zum Strand).

T wie Tar Heel: I am a Tar Heel Blue, through and trought!

U wie unglaubliche und V wie Vorfreude auf das kommende Jahr....

W wie workload: ...trotz und wegen heftigem workload. Aber hey, klar kommen und mit Wasser kochen. Auch an der UNC-Chapel Hill.

X, Y, Z wie Electric Zoo: Juhu Raphi! Am Donnerstag fliege ich zu dir nach New York und wir rocken zu Moby, Tiesto, Markus Schulz, Benny Benassi, Carl Cox und zu den Crookers!

Bilder von einzelnen Events folgen. Hab noch nicht herausgefunden, wie ich diesem Blog eine praktikable Fotogallery hinzufügen kann. Hat jemand einen guten Ratschlag? Eine erste Sammlung findet ihr auf Facebook: https://www.facebook.com/?ref=home#!/media/set/?set=a.10150274769034811.340436.540079810&type=1

Ihr seht, dass ich mich gut eingelebt habe. Alle Befuerchtungen und alle Sorgen waren (wie erhofft) umsonst bzw. haben nun den positiven Nebeneffekt, dass Erwartungen an das Jahr in Chapel Hill vorlaeufig weit uebertroffen sind!

Seid gegruesst!

Aus Uebersee, Richard

Ein neuer Blog ist geboren

Herzlich Willkommen auf meinem brandneuen Blog!
Ich habe ihn mal "Richard entdeckt die Welt" getauft, obwohl eher vorerst von meinem Austauschjahr in Chapel Hill berichten wird (aber wer weiß, wo es mich noch hinverschlägt).
Ich hätte ihn auch "Richard-bedankt-sich-für-viele-Emails-und-findet keine Zeit zu antworten" nennen können. Bitte nehmt diesen Blog allerdings nicht als Ausdruck einer neuen (amerikanischen?) Bequemlichkeit, sondern als Versuch interessierten Freunde und Bekannten eine Plattform zu geben, auf der man meine Eindrücke, meine Erlebnisse und meine Gedanken verfolgen kann.
Ich habe die Kommentarfunktion bewusst ausgeschaltet. Dies ist mit der Hoffnung verbunden, dass ihr mir eure Reaktionen, eure Kritik und eure Gedanken mir per Mail, Brief oder Skype zukommen lasst. Und es entbehrt ja nicht einer gewissen Plausibilität, dass der Blog nicht über alle Intimitäten und Fettnäpfchen berichtet, so dass ein direkter Austausch sowieso unerlässlich bleibt.

Froh darüber, Richard