"Man muss weit gehen, um heraus zu finden, wie weit man gehen kann." (Heinrich Böll)
Und so wird meinem Leben (und natürlich diesem Blog) ein neues, großes Kapitel hinzugefügt:
Richard entdeckt Vietnam!
Etwas geschockt von der Tatsache, dass ich tatsächlich für das Heinz-Nixdorf Programm ausgewählt wurde und natürlich von dem Umstand, dass damit wieder ein großes Abenteuer mit vielen Fragezeichen einhergeht, habe ich mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Schon wieder weg, schon wieder neu Fuß fassen, wieder weit weg von Familie und Freunden. Aber gleichzeitig wieder die Möglichkeit ein neues Land zu erleben, wieder eine Herausforderung, der ich mich stellen darf. Und wieder neue Entwicklungsmöglichkeiten.
Bei einer Pho, eine traditionelle vietnamesiche Suppe aus Brühe, Glasnudeln und Hühnerfleisch, gespickt mit Koriandergrün, Minze, Lauchzwiebeln und Chilis, ist mir bewusst geworden, dass ich dieses Gericht womöglich bald auf vietnamesisch bestellen und in den engen Gassen von Hanoi bei einem günstigen Straßenhändler auf der Straße sitzend zu mir nehmen könnte. Zurück ist sie, die Lust am Entdecken und am Eintauchen in neue Kulturen! Ich merke, wie in mir ein Entschluss reift.
Ich unterhalte mich mit der Inhaberin des Restaurants. Dabei kam dieser Zettel raus:
Rechts ist die aktuelle politische Lage zwischen Vietnam und China dargestellt. Links daneben sind meine ersten vietnamesischen Wörter aufgelistet. Eigentlich wollte sie mir nur zeigen, wie ein Zeichen auf dem Konsonanten, dem Wort eine andere Aussprache verleiht bzw. dessen Bedeutung verändert....Das Ergebnis:
1) Ca ohne irgendetwas =Tasse
2) Cá = Fisch
3) Cả = alles
4) Ca mit Punkt unten: anrempeln
5) Cà = Aubergine
6/7 = habe ich mir nicht gemerkt, weil ich mich innerlich nicht mehr halten konnte.
Aubergine, das war mein erstes türkische Wort, dass ich gelernt habe, um nicht böse überrascht zu werden. Nun wieder. Ich könnte das als unfassbar witzigen Wink mit dem Zaunpfahl interpretieren. Wenn ich das Wort Aubergine als eines der ersten Wörter lerne, kann in Vietnam eigentlich nichts mehr schief gehen!
Acht Monate Vietnam: Diesmal nicht zum studieren sondern zum arbeiten. Wenn ihr interessante Firmen kennt, die in Vietnam im Bereich Stadtentwicklung und Mobilität tätig sind, lasst es mich wissen.
In der Entscheidungsfindung hat mir folgende Denkimpuls geholfen: Es ist unvernünftig, nicht mit unerwarteten Chancen zu rechnen! Ab Ende Mai 2013 ist es dann soweit.
Schöne Weihnachtstage und in ein 2013 in diesem Sinne wünscht,
Richard
------------------------------------------------------
Update: Im Februar 2013 habe ich nach sehr langer Entscheidungsfindung und zahlreicher wachgelegenen Nächten beschlossen, dass ich vorerst nicht nach Vietnam gehen möchte. Der Kopf wollte den Bauch nicht umstimmen und so werde ich vorerst am Bodensee bleiben!
Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen. Johann Wolfgang von Goethe
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Samstag, 15. Dezember 2012
Mittwoch, 5. Dezember 2012
Städtisches Krankenhaus Konstanz
Beim allwöchentlichen Kick meines Fachbereichs, ein langer Ball, ein übermotivierter Zweikampf. Dem Sturz, den ich glaubte gut abgerollt zu haben, folgte ein Knall, und ich merkte sofort, dass etwas kaputt gegangen war. Unter meinem Trikot stand das linke Schlüsselbein etwas unförmig ab und so lernte ich eine neue Welt kennen: Die Welt des Krankenhauses.
Ohne Worte wurde ich beim Empfang gleich in Richtung Notaufnahme dirigiert. Und das unschöne Röntgenbild bestätigte die erste Befürchtung: Das Schlüsselbein muss durch eine Operation wieder in Form gebracht werden. Nächstmöglicher Termin allerdings erst in 4 Tagen. "Zumindest werden Sie sich auf die OP freuen", so die letzten Worte der Ärztin "und am besten holen Sie sich selbst Schmerztabletten auf Rezept, solch große Mengen können wir nicht rausgeben".
Am ersten Tag bin ich dank der Schmerztabletten geflogen, an den folgenden Tagen überwog der Schmerz und die Frustration, dass ein weiterer Winter ohne mich & Snowboard ins Lande ziehen wird. Und am Sonntag habe ich die OP vor lauter Qual und Pein tatsächlich herbeigesehnt. Aber ich wollte ja über die Welt des Krankenhauses schreiben...
In der Welt des Krankenhauses ist offenbar in zwei Kasten unterteilt und bei der Patientenaufnahme werde ich mit Fragen gelöchert: Ein- oder Zweibettzimmer? Ob meine Kasse Chefarztbehandlung übernehmen würde? Rechnung nach GOÄ oder nach dem deutschen Krankenhausgesellschaft Normaltarif? Sie sind doch Selbstzahler? Das sei wichtig für die Zusammenstellung der Rechnung; es sei entscheidend, ob ein Steigerungssatz angelegt werden könne...
WIRKLICH? Es ist 7.00 Uhr morgens und ich habe höllisch Schmerzen...Nachdem das alles so halb geklärt ist, darf ich mein Zimmer beziehen, bekomme ein schickes Gewand für den OP und einen Begrüßungsschnaps, der mich ganz ruhig und gelassen macht. Hier und da noch ein wenig Smalltalk auf dem Weg in den OP und dann werde ich auch schon in den kühlen OP-Saal geschoben. Eigentlich müsste man die Szenen vor und beim Erwachen aus der Vollnarkose auf Video festhalten. Sinnvolles verlässt da nicht den Mund...
Im Zimmer ist von Übelkeit und Erbrechen bei mir keine Spur. Hunger habe ich! Und endlich bringt mir die Schwester ein Tablett. Und als die Schwester gegen Viertel vor 5 wieder mit einem Tablett das Zimmer betritt, freue ich mich laut: "Yeahh, Kaffe & Kuchen!".... "Äh, Herr Kemmerzehl, das ist Ihr Abendessen!".
Morgens werde ich dann direkt von den Ärzten geweckt. Ratsch... Plaster ab, Drainage gewechselt. Daraufhin werde ich wach. Ich protestiere über die unsanfte Aufweckmethode, aber der Stationsarzt ignoriert das gekonnt.
Zum Frühstück gibt es 2 Brötchen und eine kleine abgepackte Marmelade. Sonst nichts. Verzweifelt suche ich nach der Anleitung, wie ich das bisschen auf das viel verteile. Anschließend kommt die Frau von der Essensabfrage: Ob ich morgen Joghurt und Obst haben möchte? Wieviel Kaffe? Welchen Saft? usw.
Hä, höre ich richtig?
Ich versichere mich, dass dieses plötzliche Königsfrühstück nichts damit zu tun hat, das mein Patientenstatus mittlerweile geklärt ist und lache mich kurz danach schlapp als anschließend mein Zimmernachbar gefragt wird: " Und Sie sind also laktosefreier Veganer?"
Einstweilen wird es Mittag. Aber die Stunden ziehen sich und in dem Konstanzer Krankenhaus kann man nichts tun. An dieser Stelle daher nochmal vielen lieben Dank an den reichlichen Besuch, den ich bekommen habe! Ich habe das so sehr geschätzt und mir fest vorgenommen, dass ich jeden, der in die Welt des Krankenhauses eintauchen muss, auch besuchen werde.
Zum Glück war mein Besuch in der Klinik sehr begrenzt. Nach zwei Nächten durfte ich das Krankenhaus schon wieder verlassen. Kurz vor meiner Entlassung darf ich noch zum Röntgen um meine Vorher-Nachher Bilder abholen. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden:
Allerdings hoffe ich, dass mir die Welt des Krankenhauses vorläufig erspart bleibt. Und euch auch!
Liebe Grüße,
Richard
Ohne Worte wurde ich beim Empfang gleich in Richtung Notaufnahme dirigiert. Und das unschöne Röntgenbild bestätigte die erste Befürchtung: Das Schlüsselbein muss durch eine Operation wieder in Form gebracht werden. Nächstmöglicher Termin allerdings erst in 4 Tagen. "Zumindest werden Sie sich auf die OP freuen", so die letzten Worte der Ärztin "und am besten holen Sie sich selbst Schmerztabletten auf Rezept, solch große Mengen können wir nicht rausgeben".
Am ersten Tag bin ich dank der Schmerztabletten geflogen, an den folgenden Tagen überwog der Schmerz und die Frustration, dass ein weiterer Winter ohne mich & Snowboard ins Lande ziehen wird. Und am Sonntag habe ich die OP vor lauter Qual und Pein tatsächlich herbeigesehnt. Aber ich wollte ja über die Welt des Krankenhauses schreiben...
In der Welt des Krankenhauses ist offenbar in zwei Kasten unterteilt und bei der Patientenaufnahme werde ich mit Fragen gelöchert: Ein- oder Zweibettzimmer? Ob meine Kasse Chefarztbehandlung übernehmen würde? Rechnung nach GOÄ oder nach dem deutschen Krankenhausgesellschaft Normaltarif? Sie sind doch Selbstzahler? Das sei wichtig für die Zusammenstellung der Rechnung; es sei entscheidend, ob ein Steigerungssatz angelegt werden könne...
WIRKLICH? Es ist 7.00 Uhr morgens und ich habe höllisch Schmerzen...Nachdem das alles so halb geklärt ist, darf ich mein Zimmer beziehen, bekomme ein schickes Gewand für den OP und einen Begrüßungsschnaps, der mich ganz ruhig und gelassen macht. Hier und da noch ein wenig Smalltalk auf dem Weg in den OP und dann werde ich auch schon in den kühlen OP-Saal geschoben. Eigentlich müsste man die Szenen vor und beim Erwachen aus der Vollnarkose auf Video festhalten. Sinnvolles verlässt da nicht den Mund...
Im Zimmer ist von Übelkeit und Erbrechen bei mir keine Spur. Hunger habe ich! Und endlich bringt mir die Schwester ein Tablett. Und als die Schwester gegen Viertel vor 5 wieder mit einem Tablett das Zimmer betritt, freue ich mich laut: "Yeahh, Kaffe & Kuchen!".... "Äh, Herr Kemmerzehl, das ist Ihr Abendessen!".
Morgens werde ich dann direkt von den Ärzten geweckt. Ratsch... Plaster ab, Drainage gewechselt. Daraufhin werde ich wach. Ich protestiere über die unsanfte Aufweckmethode, aber der Stationsarzt ignoriert das gekonnt.
Zum Frühstück gibt es 2 Brötchen und eine kleine abgepackte Marmelade. Sonst nichts. Verzweifelt suche ich nach der Anleitung, wie ich das bisschen auf das viel verteile. Anschließend kommt die Frau von der Essensabfrage: Ob ich morgen Joghurt und Obst haben möchte? Wieviel Kaffe? Welchen Saft? usw.
Hä, höre ich richtig?
Ich versichere mich, dass dieses plötzliche Königsfrühstück nichts damit zu tun hat, das mein Patientenstatus mittlerweile geklärt ist und lache mich kurz danach schlapp als anschließend mein Zimmernachbar gefragt wird: " Und Sie sind also laktosefreier Veganer?"
Einstweilen wird es Mittag. Aber die Stunden ziehen sich und in dem Konstanzer Krankenhaus kann man nichts tun. An dieser Stelle daher nochmal vielen lieben Dank an den reichlichen Besuch, den ich bekommen habe! Ich habe das so sehr geschätzt und mir fest vorgenommen, dass ich jeden, der in die Welt des Krankenhauses eintauchen muss, auch besuchen werde.
Zum Glück war mein Besuch in der Klinik sehr begrenzt. Nach zwei Nächten durfte ich das Krankenhaus schon wieder verlassen. Kurz vor meiner Entlassung darf ich noch zum Röntgen um meine Vorher-Nachher Bilder abholen. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden:
Allerdings hoffe ich, dass mir die Welt des Krankenhauses vorläufig erspart bleibt. Und euch auch!
Liebe Grüße,
Richard
Montag, 15. Oktober 2012
Sommer in Berlin
Ick sitz in der Küche und eß Klops. Uff eemal klopts.
Ick kieke, staune, wundre mir - uff eemal isse uff, die Tür.
Nanu denk ick, ick denk: nanu - Nu isse uff, grad warse zu.
Ick jee raus und kieke .............
Ist die Berliner Schnauze komisch? Witzig? Direkt?
Nach dreieinhalb Monaten uffff Arbeit in Berlin muss ich sagen, dass sie mir auf jeden Fall sehr gut gefällt. Trotzdem konnte ich mich nicht auskäsen und meinen symbadischen Sing-Sang völlig ablegen. Musste ich auch nicht, und det war jut so. Von 'JWD' (janz weit draußen' oder Konstanz) schaue ich zurück auf einen tollem Sommer in Berlin.
Ich habe ja schon mal 5 Monate in Berlin gelebt. Allerdings im Winter. Berlin im Winter und Berlin im Sommer sind zwei unterschiedliche Städte. Wenn das Thermometer fällt ist Berlin grau & kalt; kommt die Sonne raus ist Berlin erstaunlich grün, lebensfroh, partywütig, verrückt, nicht vergleichbar mit anderen Städten.
In Berlin hatte ich viele Lieblingsplätze, manche weil sie einfach schön sind, manche weil dort immer etwas besonderes passiert. Die meiste Zeit werde ich wohl im Görlitzer Park verbracht haben, den ich im Winter völlig ignoriert hatte. Aber bei Schnee würde sich das kühle Radler, ein gutes Buch und der Sonnenuntergang auch nicht wirklich genießen lassen. Dazu immer die gleichen Frisbeespieler und das Stimmenwirrwarr der vielen französischen, spanischen, italienischen und englischen Menschen, die das Bild von Berlin vielerorts stärker prägen als DIE Berliner selber. Selbst mein Nachbar sprach mich auf Englisch an und war ganz erstaunt als ich meinte, dass ich auch ein wenig Deutsch sprechen würde.
Überhaupt hatte ich richtig Glück mit meiner Wohnlage: Direkt am Schlesischen Tor und im Umkreis von 100 Metern zig Spätis, Restaurants, Supermärkte und Kneipen. Zu gerne erinnere ich mich an meinen Geburtstag, an dem wir unseren Küchentisch an die Spree gestellt haben und in großer Runde gespeist und getrunken haben...
Ich erinnere mich an lange Clubnächte, die ich schon jetzt schmerzlich vermisse, an großartige Konzerte (insb. the XX im Admiralspalast und die Jazzsessions im Edelweiß), an tolle Theateraufführungen und außerbüroliche Teambuildingmaßnahmen u.a. in JWD und Dresden und an das sonntägliche Karaoke im Mauerpark. Überhaupt, warum geht man Sonntag mittags nicht häufiger clubben?
Und vor dem Arbeitsleben habe ich auch keine Angst mehr, denn es gibt sie offenbar: Die Jobs, die Spaß machen. Das ganze nun noch in gut bezahlt und ich bin sorgenfrei.
Schuper, waaa!?
Richard
In Berlin hatte ich viele Lieblingsplätze, manche weil sie einfach schön sind, manche weil dort immer etwas besonderes passiert. Die meiste Zeit werde ich wohl im Görlitzer Park verbracht haben, den ich im Winter völlig ignoriert hatte. Aber bei Schnee würde sich das kühle Radler, ein gutes Buch und der Sonnenuntergang auch nicht wirklich genießen lassen. Dazu immer die gleichen Frisbeespieler und das Stimmenwirrwarr der vielen französischen, spanischen, italienischen und englischen Menschen, die das Bild von Berlin vielerorts stärker prägen als DIE Berliner selber. Selbst mein Nachbar sprach mich auf Englisch an und war ganz erstaunt als ich meinte, dass ich auch ein wenig Deutsch sprechen würde.
Überhaupt hatte ich richtig Glück mit meiner Wohnlage: Direkt am Schlesischen Tor und im Umkreis von 100 Metern zig Spätis, Restaurants, Supermärkte und Kneipen. Zu gerne erinnere ich mich an meinen Geburtstag, an dem wir unseren Küchentisch an die Spree gestellt haben und in großer Runde gespeist und getrunken haben...Ich erinnere mich an lange Clubnächte, die ich schon jetzt schmerzlich vermisse, an großartige Konzerte (insb. the XX im Admiralspalast und die Jazzsessions im Edelweiß), an tolle Theateraufführungen und außerbüroliche Teambuildingmaßnahmen u.a. in JWD und Dresden und an das sonntägliche Karaoke im Mauerpark. Überhaupt, warum geht man Sonntag mittags nicht häufiger clubben?
Und vor dem Arbeitsleben habe ich auch keine Angst mehr, denn es gibt sie offenbar: Die Jobs, die Spaß machen. Das ganze nun noch in gut bezahlt und ich bin sorgenfrei.
Wie war das mit dem Future III.?
Es wird wohl nicht das letzte Mal Berlin gewesen worden sein würden. Schon gar nicht im Berlin im Sommer....
Es wird wohl nicht das letzte Mal Berlin gewesen worden sein würden. Schon gar nicht im Berlin im Sommer....
Schuper, waaa!?
Richard
..........Und wer steht draußen? Icke.
Sonntag, 9. September 2012
Bratislava-Lover
Hallo Welt!
Ursprünglich
sollte das erste Reuniontreffen eigentlich in Dublin stattfinden. Dublin weckt positive Assoziationen.
Jeder findet Dublin toll und kann nur Positives über Dublin berichten – selbst die, die noch nicht dort waren. Wir entschieden uns dann für Bratislava; bis
dahin ein völlig unbeschriebenes Blatt. Keine Assoziation (nicht mal ein
Fussballclub aus dem Europacup), niemand, der mir irgendetwas zu Bratislava
hätte erzählen können. Das einzige, was ich wusste über Bratislava: Günstig und
60 Minuten von Wien. Das hat sich geändert. Ich bin zum Bratislava-Lover
geworden und kann die Stadt für einen Kurzurlaub wärmstens empfehlen.
Vorweg: Kristina, Christina, Simon, und ich hatten uns
auf der ersten Hausparty in Chapel Hill kennengelernt. Als uns ein Amerikaner
dort erzählte, dass Britney Spears nach North Carolina kommen würde,
beschlossen wir aus einer Bierlaune heraus, dass wir dort auf jeden Fall
hingehen müssten. Und genau wie das Wiedersehen in Europa keine Worthülse
geblieben ist, staunte ich am nächsten Tag nicht schlecht, als ich am nächsten
morgen eine Email von Kristina fand, die mich wissen lies: „Hi dude, soo much
fun yesterday. By the way: You owe me 40$. I bought us tickets for Britney.”
Und auch Torrey, mein amerikanischer Freund, änderte seine Reisepläne entsprechend ab und so bezogen wir zu fünft ein kleines Appartement in der Innenstadt von Bratislava.
Fast zur Geburtsstunde von Alpha-Kappa-Muhhh (gegründet Oktober 2011 in den Bergen von North Carolina; die wohl liberalste Fraternity (Frauen und Männer, aller Hautfarbe, alle sexuellen Orientierungen, alle Nationen, auch Amerikaner) traf sich also die Europäische Fraktion in Bratislava um Chapel Hill Erinnerungen gemeinsam aufleben zu lassen.
Neben Kristina, Christina, Torrey und Simon, möchte ich 5 weitere Gründe nennen, warum mir Bratislava so gut gefällt.
1) Die Leute sind jung, freundlich, offen und manchmal etwas durchgeknallt
Auf dem Weg von
Bahnhof treffen wir Pavel. Er bringt uns nicht nur zu unserer Wunschadresse,
sondern führt uns stolz durch seine Stadt. Hier könne man toll essen, hier gibt
es den besten Kaffe, hier wird Rock gespielt, dort würde Live Musik geboten ...
Perfekt! Nachdem wir alle seine Tipps
ausprobiert haben, treffen wir eine Gruppe von Kunststudenten, die mit
Musikinstrumenten tanzend und singend durch die Stadt ziehen. Wir schließen uns
an, singen und tanzen mit, einmal quer durch die Stadt und dann dirket in
deren Wohnung, in der weiter musiziert wird. Als die Polizei dann mit
Taschenlampen in die Fenster leuchtet und uns die Slowaken zu verstehen geben,
dass wir besser das Weite suchen sollen, geht eine absurde Party zu Ende.
2) Wunderschöne Innenstadt
2) Wunderschöne Innenstadt
Bratislava’s historische
Innenstadt ist einfach wunderschön. Fast so wie Freiburg oder Konstanz :-) Die vielen kleinen Gassen, viele gut
restaurierte historische Häuser, viele Plätze, viele Wasserspiele und sonstige
Kunstinstallationen. Autofrei! Deswegen gibt es zahlreiche Cafes, Restaurants
und Bars, die sich auf in den Gassen ausbreiten und damit für eine sehr
lebendige Innenstadt sorgen. Neue Entwicklungsprojekte verbinden
Einkaufsmöglichkeiten und Wohnen und scheinen sich an ökologischen Standarts
auszurichten. 3) Es ist immer etwas los
Die Suchwörter „Hipster“
+ „Bratislava“ führten uns dann in eine Fabrik, die zu Kunstateliers
umgewandelt wurde. Abends geht es zum Elektroswing in einen studentischen Club.
Am nächsten Tag wartet die Stadt mit einem Handwerkermarkt auf und wir
beschließen bald, dass wir nicht nach Wien fahren. Bratislava rockt und dazu
ist ..
4) Es ist unglaublich günstig
4) Es ist unglaublich günstig
5 große Bier in
einem Club machen 9 Euro. Für 8 Euro kann man essen wie Gott in Frankreich. Ein
Expresso kostet 1 Euro und jedes Mal, wenn man die Rechnung bekommt, hätte man
mit einem höheren Preis gerechnet. Wenn man sich an den Cafes und Restaurants
nicht nur erfreuen kann, weil sie da sind, sondern diese auch besuchen kann,
dann macht eine Stadt Spaß.
5) Die Stadt hat noch soviel Potential
5) Die Stadt hat noch soviel Potential
Eine breite
Stadtautobahn teilt Bratislava in vier gleichgroße Teile. In der Ferne sieht man
Plattenbauten aus realsozialistischer Zeit. Verlässt man die Innenstadt ergraut die Stadt und aus Glanz wird Beton.
Aber die Pläne sind ehrgeizig: Viele Plattenbauten werden renoviert und zu Siedlungen modernen Wohnens umgewandelt. Darüber hinaus hat
die Stadt ehrgeizige Ziele was nachhaltige Mobilität angeht und es wird überall
geworben, dass die Zahl der Autos verringert werden soll, so dass der Verkehr
umweltfreundlicher und effektiver gemacht werden kann. In derRegion Bratislava-Wien findet derzeit ein grenzüberschreitende Elektromobilitäts-Pilotprojekt statt. Viele Radwege sind projektiert, usw....
Meine Freunde meinten, ich solle mir doch einen
Stempel drucken lassen: Stadtentwicklung - Approved by Richard Kemmerzehl. Ich werde darüber
nachdenken. An dieser Stelle möchte ich aber meinen Chapel Hill Freunden
nochmal für 3 sagenhafte Tage in Bratislava danken. Ihr seid einfach wirklich
gute Freunde und wir sind einfach eine tolle Gruppe, weil sich jeder bemüht,
dass die anderen sich wohlfühlen. Und weil wir nicht nur Sachen planen, sondern
sie auch machen! Und wenn man dann noch auf einen touristischen Geheimtipp
stoßt, dann ergibt sich daraus ein perfekter Rahmen für das 1. Europäische Wiedersehen
von Alpha-Kappa-Muhhhh.
Wir sehen uns in Lissabon 2013!
Richard
Freitag, 27. Juli 2012
Richard in Brandenburg - "Tropical Cottbus"
"In Brandenburg, in Brandenburg ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt,
was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?"
Trotz der warnenden Worte Reinald Grebes machten Cornelius und ich einen Roadtrip durch Brandenburg. Am Vorabend hatten wir noch auf das Wetter geschimpft und waghalsig angekündigt, dass wir aus Trotz über den verregneten Sommer ins Tropical Island fahren werden. Nachdem ich allerdings zwei Imagefilme über das "exotischen" Badeparadies auf 66.000 Quatratmetern gesehen hatte, zweifelte ich, ob wir in diesem Konsumtempel wirklich gut aufgehoben sind oder ob uns lediglich die Neugier treibt den brandenburgischen Ballermann aus nächster Nähe sehen zu wollen.
Dies entbehrt ja auch nicht einer gewissen Plausibilität. Das ganze Ding ist mehr als verrückt: Da wird eine Cargo-Lifter Fertigungshalle (Entschuldigung, aber wer hatte denn ernsthaft die Idee, dass es wieder einmal eine Nachfrage für Zeppeline geben könnte??) in ein rund um die Uhr geöffnetes und konstant auf 28 Grad beheiztes Schwimmbad umgebaut. Mitten in Brandenburg.
Wir verlassen die Autobahn. Das Benzin ist deutlich günstiger hier und im ersten Ort begegnet uns auch schon ein junger Nationalpatriot, der sich leicht an seiner Thor Steinar Jacke identifizieren lässt. Cornelius meint nur trocken: "Hah, da ist ja schon einer!" und ich fühle mich ein wenig auf Safari. In Brandenburg.
Kurz darauf erblicken wir einen Hinweis: Zur Gläsernen Molkerei. Das klingt nach einem Subventionsgrab, also folgen wir den Schildern. Und vielleicht ist der Begriff Subventionsgrab ein wenig zu abschätzig, aber Cornelius stellt nicht zu unrecht fest, dass auch hier "beim Bau nicht auf den letzten Cent geachtet wurde" und so sticht der moderne Prachtbau aus den sonst grauen Tristesse Münchehofes/Spreewald hervor. In dem angrenzenden Hofladen kann man sich schließlich
versichern, dass hier auch wirklich Milch und Käse produziert wird. In Brandenburg.
Wir kommen nach Lübben. Lübben liegt mitten im Spreewald und die arme Gurke muss wirklich für so ziemlich alles herhalten: Von Gurkenpaule bis hinzu dem Gurkenradweg. Als wir Lübben hinter uns lassen, wissen wir: Wir waren im knackig-grünen Spreewald Paradies.
Von Lübben gehts nach Lübbenau. Im Grunde das gleiche Gurkenparadies in Grün + Gurkenmuseum. Eine wunderschön restaurierte Innenstadt, Touribootsfahrten und überteuerte Restaurants. Wir erstehen zwei Gurkeneimer, aber der Mensch lebt nicht von Gewürz-, Senfgurke und Licht allein. Einheimische empfehlen uns den preisgünstige Restaurant Santa Fe fürs Abendessen. Versteckt zwischen zwei Plattenbauten finden wir einen liebevoll eingerichteten Saloon und ich esse zum ersten Mal ein Kängurusteak. In Brandenburg.
Anstelle von Tropical Island nehmen wir Vorlieb mit den Spreewelten in Lübbenau. Ein wirklich vorzügliches Bad mit einer rießigen Saunalandschaft. Und wer hätte das für möglich gehalten: Einer Gurkensaune mit dem reinigenden Gurkensut. Völlig überraschend. Im Spreewald.
Da wir schon mal in Brandenburg sind, fahren wir für ein letztes Bier nach Cottbus. Eine Gruppe Studenten nimmt uns in eine Bar mit und halten uns für sichtlich bescheuert, dass wir einen Samstag Abend in Cottbus verbringen wollen. Cottbus sei am Wochenende leer gefegt. Das liege nicht einzig und allein daran, dass Cottbus in Brandenburg liegt, sondern dass viele Studenten nur unter der Woche in Cottbus weilen bzw. aus Berlin täglich pendeln. Hier sei ja nichts los und das Durchschnittsalter am Tresen nähere sich schon bereits der Dreistelligkeit. Schließlich werden wir zu einer WG-Party eingeladen. Die Münze entscheidet, dass wir nicht im Auto schlafen werden. Und so geht es spät nachts zurück nach Berlin.
Der Spreewald ist eine schöne Region. Es gibt wunderschöne Ecken und die Straßen sind tatsächlich von Alleen eingerahmt. Und auch die anderen von Reinald Grebe besungenen Aspekte Brandenburgs sieht man - wenn man möchte auch. In Brandenburg.
was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?"
Trotz der warnenden Worte Reinald Grebes machten Cornelius und ich einen Roadtrip durch Brandenburg. Am Vorabend hatten wir noch auf das Wetter geschimpft und waghalsig angekündigt, dass wir aus Trotz über den verregneten Sommer ins Tropical Island fahren werden. Nachdem ich allerdings zwei Imagefilme über das "exotischen" Badeparadies auf 66.000 Quatratmetern gesehen hatte, zweifelte ich, ob wir in diesem Konsumtempel wirklich gut aufgehoben sind oder ob uns lediglich die Neugier treibt den brandenburgischen Ballermann aus nächster Nähe sehen zu wollen.
Dies entbehrt ja auch nicht einer gewissen Plausibilität. Das ganze Ding ist mehr als verrückt: Da wird eine Cargo-Lifter Fertigungshalle (Entschuldigung, aber wer hatte denn ernsthaft die Idee, dass es wieder einmal eine Nachfrage für Zeppeline geben könnte??) in ein rund um die Uhr geöffnetes und konstant auf 28 Grad beheiztes Schwimmbad umgebaut. Mitten in Brandenburg.
Wir verlassen die Autobahn. Das Benzin ist deutlich günstiger hier und im ersten Ort begegnet uns auch schon ein junger Nationalpatriot, der sich leicht an seiner Thor Steinar Jacke identifizieren lässt. Cornelius meint nur trocken: "Hah, da ist ja schon einer!" und ich fühle mich ein wenig auf Safari. In Brandenburg.
Kurz darauf erblicken wir einen Hinweis: Zur Gläsernen Molkerei. Das klingt nach einem Subventionsgrab, also folgen wir den Schildern. Und vielleicht ist der Begriff Subventionsgrab ein wenig zu abschätzig, aber Cornelius stellt nicht zu unrecht fest, dass auch hier "beim Bau nicht auf den letzten Cent geachtet wurde" und so sticht der moderne Prachtbau aus den sonst grauen Tristesse Münchehofes/Spreewald hervor. In dem angrenzenden Hofladen kann man sich schließlichversichern, dass hier auch wirklich Milch und Käse produziert wird. In Brandenburg.
Wir kommen nach Lübben. Lübben liegt mitten im Spreewald und die arme Gurke muss wirklich für so ziemlich alles herhalten: Von Gurkenpaule bis hinzu dem Gurkenradweg. Als wir Lübben hinter uns lassen, wissen wir: Wir waren im knackig-grünen Spreewald Paradies.
Von Lübben gehts nach Lübbenau. Im Grunde das gleiche Gurkenparadies in Grün + Gurkenmuseum. Eine wunderschön restaurierte Innenstadt, Touribootsfahrten und überteuerte Restaurants. Wir erstehen zwei Gurkeneimer, aber der Mensch lebt nicht von Gewürz-, Senfgurke und Licht allein. Einheimische empfehlen uns den preisgünstige Restaurant Santa Fe fürs Abendessen. Versteckt zwischen zwei Plattenbauten finden wir einen liebevoll eingerichteten Saloon und ich esse zum ersten Mal ein Kängurusteak. In Brandenburg.
Anstelle von Tropical Island nehmen wir Vorlieb mit den Spreewelten in Lübbenau. Ein wirklich vorzügliches Bad mit einer rießigen Saunalandschaft. Und wer hätte das für möglich gehalten: Einer Gurkensaune mit dem reinigenden Gurkensut. Völlig überraschend. Im Spreewald.
Da wir schon mal in Brandenburg sind, fahren wir für ein letztes Bier nach Cottbus. Eine Gruppe Studenten nimmt uns in eine Bar mit und halten uns für sichtlich bescheuert, dass wir einen Samstag Abend in Cottbus verbringen wollen. Cottbus sei am Wochenende leer gefegt. Das liege nicht einzig und allein daran, dass Cottbus in Brandenburg liegt, sondern dass viele Studenten nur unter der Woche in Cottbus weilen bzw. aus Berlin täglich pendeln. Hier sei ja nichts los und das Durchschnittsalter am Tresen nähere sich schon bereits der Dreistelligkeit. Schließlich werden wir zu einer WG-Party eingeladen. Die Münze entscheidet, dass wir nicht im Auto schlafen werden. Und so geht es spät nachts zurück nach Berlin.
Der Spreewald ist eine schöne Region. Es gibt wunderschöne Ecken und die Straßen sind tatsächlich von Alleen eingerahmt. Und auch die anderen von Reinald Grebe besungenen Aspekte Brandenburgs sieht man - wenn man möchte auch. In Brandenburg.
Samstag, 23. Juni 2012
Ein kaputtes Auto, eine wunderbare Wanderung, ein gefundener Geldbeutel, ein unglaublicher Zufall. Die Badische Zeitung berichtete:
http://www.badische-zeitung.de/emmendingen/enter-ungewoehnliches-gipfeltreffen
http://www.badische-zeitung.de/emmendingen/enter-ungewoehnliches-gipfeltreffen
Samstag, 16. Juni 2012
12 Tage Südafrika im Juni 2012
Andras lebt seit August 2011 in Südafrika und arbeitet dort
in der Ethembeni School mit köperlich und geistig behinderten Kindern. Ich wäre schön blöd
gewesen mir diese einmalige Chance entgehen zu lassen. Hallo? Südafrika bzw. Südafrika mit meinem Bruder!
Auch wenn ich mich deswegen aus finanzieller Sicht in den nächsten Wochen ausschließlich von billigem Toastbrot ernähren muss, das war es auf jeden Fall wert.

Es folgt ein Reisebericht, der sich aus verschiedenen Einzelszenen dieses Trips zusammensetzt. Außerdem habe ich gelernt, dass Toastbrot sehr lecker sein kann. Zum Beispiel in Form von Bunny Chow.
Viel Spaß beim Lesen,
Richard
Auch wenn ich mich deswegen aus finanzieller Sicht in den nächsten Wochen ausschließlich von billigem Toastbrot ernähren muss, das war es auf jeden Fall wert.
Es folgt ein Reisebericht, der sich aus verschiedenen Einzelszenen dieses Trips zusammensetzt. Außerdem habe ich gelernt, dass Toastbrot sehr lecker sein kann. Zum Beispiel in Form von Bunny Chow.
Viel Spaß beim Lesen,
Richard
Werkstatt Teil 1 - oder die längsten 45 Minuten meines Lebens
"Das ist doch jetzt ein toller Augenblick mit einem Rothaus anzustoßen, oder?", sage ich und
Andras, Max, Sandro und Janis stimmen zu. Da stehen wir mit unserem kaputten VW Chico in einer Autowerkstatt und man hat uns versichert, dass das Auto in 45 Minuten wieder fahrbereit sei.
Wir sind in bester Stimmung. Obwohl das Auto auf dem Weg in die Drakensberge etwas Probleme bereitet hat, haben wir eine extrem geile Wanderung hinter uns und haben die Werkstatt tatsächlich bei Tageslicht erreicht.
| It's just a small problem. We will be done in 45 minutes! |
Die drei Mechaniker machen sich sehr motiviert ans Werk und fangen an die defekte Wasserpumpe für das Kühlwasser zu befreien. Aber irgendwie dauert alles ein wenig länger. Nach 45 Minuten sind zwar einige Teile bereits ausgebaut, aber so wirklich weit gekommen sind die Jungs nicht. Es dämmert und ein Autoscheinwerfer wird an eine Autobatterie angeschlossen, um den Arbeitsbereich auszuleuchten. Auch das andere Werkzeug, wenn es nicht zum x-mal verlegt wurde, scheint nicht immer optimal und spätestens als die Mechaniker mit einem Brecheisen hantieren, bekomme ich erste Zweifel, ob die Jungs wirklich wissen, was sie da machen. Nach ca. dreieinhalb Stunden ist die Wasserpumpe dann befreit und man beweist uns fachkundig was die defekte Wasserpumpe von dem Ersatzteil unterscheidet.
Dazu gießt der Chef der Autowerkstatt, der mittlerweile schon eine halbe Flasche Brandy getrunken hat, Schweröl ins Feuer und berichtet ganz stolz, dass man mit fünf Litern Schweröl eine ganze Nacht warm hätte. Ich kann mich mit den giftigen Dämpfen nicht wirklich anfreunden und beschließe der Gesundheit zu Liebe zu frieren und weiter in die Motorhaube zu starren.
Nach 5 Stunden haben die Mechaniker die neue Wasserpumpe eingebaut und alle Teile sind wieder an ihrem Platz. Zu früh gefreut: Das Wasser, das man oben einfüllt, tritt unter dem Auto in Form einer großen Pfütze wieder hervor; trotz "neuer" Pumpe.
Sichtlich entspannt meinen die Mechaniker, dass diese Pumpe wohl auch defekt sei, es wird eine neue Flasche Brandy geöffnet und nachdem ein paar Joints aus Zeitungspapier gedreht wurden, macht man sich wieder ans Werk.
Es würde jetzt auch viel schneller gehen, wahrscheinlich kürzer als eine Stunde, schließlich hat man alle Schrauben schon mal gelöst....
Uns ist kalt und die Beine schmerzen vom Stehen. Gleichzeitig ist das Rahmenprogramm sauwitzig. Immer wieder kommt ein Freund des Chefs vorbei oder der Chef selbst erklärt uns wie Südafrika so sei. Und außerdem lernen wir ja jede einzelne Schraube des Autos kennen und verstehen langsam das Innenlebens eines VW Chicos 1.3..
Es geht nicht wirklich schneller als beim ersten Mal. Aber diesmal haben wir die Stunde auch nicht als exakte Zeitangabe interpretiert, sondern eher als Zeichen, dass es halt länger gehen wird und wir wahrscheinlich erleben dürfen wie der Kanister Schweröl vollständig aufgebraucht wird...
Gegen Mitternacht ist die funktionierende Pumpe dann eingebaut. Es ist schon beeindruckend wie die Jungs trotz der späten Stunde weiterarbeiten und gar nicht daran denken, den Wagen morgen bei Tageslicht fertig zu machen.
Es wäre vielleicht besser gewesen. Eine Schraube (und diese wurde uns später noch zum Verhängnis!!!) bleibt unauffindbar. "Wird schon passen", meinen die Mechaniker und gegen 2 Uhr wird das Kühlwasser aufgefüllt und das Auto soll gestartet werden.
Das klappt leider nicht wie gewünscht. Und als der Motor dann schließlich brummt, gibt es ein Problem mit der Elektronik. Das Auto hat keine Power und säuft ständig ab. Irgendwann sind dann auch die Mechaniker genervt und verfluchen ihren Chef, dass dieser so spät noch einen Auftrag angenommen hat und sich bereits völlig betrunken schlafen gelegt hat. Man beschließt ihn zu wecken und er robbt mit einer Decke in den Hof der Werkstatt. Mit einem geschickten Handgriff löst er das Problem und wir können es kaum glauben: der Wagen rollt wieder. Zum Dank schenken wir den Mechanikern die Flasche Wodka (--> Gipfeltreffen in den Drakensbergen) und Andras bezahlt den davor ausgemachten Preis. Deal bleibt Deal und auch wenn man sich nicht an die 45 Minuten halten konnte, so wird an den 200 Rand (20 Euro) nicht gerüttelt.
Noch vor Sonnenaufgang erreichen wir unser Camp! Und wir dachten anfangs wirklich, dass es nur 45 Minuten dauern wird.
Sonntag, 13. Mai 2012
Don't Mess with Texas!
and don't mess with other people's stuff!
Ersteres ist ursprünglich eine Werbekampagne gegen das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall; eine Kampagne, die mittlerweile Kultstatus erreicht hat. Letzteres ist die Grundhaltung der Cowboys im Badland. Beides spiegelt die Mentalität Texas wider und macht meinen letzten Roadtrip zu einem ganz Besonderen.
Nach meiner letzten Spanischklausur machen Christina und ich uns auf den Weg nach Texas. Unsere Reisen werden immer chaotischer und von Planung kann keine Rede sein. Immerhin haben wir ein paar Informationen im Internet zusammengesucht und während ich in einem Nationalpark wandern möchte, hat Christina sich vorgenommen eine Pistole zu kaufen und im Salon damit zu prahlen.
Der Taxifahrer, der uns eigentlich zum Autoverleih bringen sollte, überzeugt uns Cinco de Mayo in Austin zu verbringen und vergießt vor lauter Schwärmen den Taxometer anzuschalten. Und offenbar sind wir nicht die einzigen, die er überzeugen konnte und so zahlen wir einen Hilton-Preis für ein klassisches Motel 8.
Austin ist cool. Und heiß. Und daher sieht man tausende Tattoos.
Dazu viele Radwege, ÖPNV-Angebote, breite Gehwege und ein neu entwickeltes Stadtzentrum, dass allen Aspekten moderner Stadtplanung gerecht wird. Ich bin begeistert. Das hätte ich nicht erwartet und als wir dann im Schatten der vielen Bäume am Colorado River ruhen, hat sich Austin an Städte der Kategorie New Orleans und San Francisco herangeschlichen. Am Abend wird die Stadt dann auch seinem Motto gerecht. Auf der 6th Street tummeln sich Straßenmusiker und Live Musik schallt aus unzähligen Bars und Restaurants. In einer Bar wird sogar Rodeo geritten. Wir treffen zwei Norweger, die im selben Motel hausen, in der Ölindustrie arbeiten, und fortan das Bezahlen der Getränke dominieren. Happy Cinco de Mayo! Und Keep Austin Weird!
Am nächsten morgen heißt es: Hit the road! Nach 300 Meilen begrüßt uns ein Schild "Willkommen in Fredericksburg". Ja, da steht Willkommen und es folgen deutsche Biergärten, Restaurants "Zum Lindenbaum" und "Ausländer" und sogar das "Vereinsheim" ist ausgeschrieben. So schnell wollte ich die Staaten nicht verlassen. Aber man klärt mich auf und teilt mir mit, dass dieser Ort von deutschen Siedlern gegründet wurde, die die Strapazen des 30-Jährigen Krieg nicht mehr über sich ergehen lassen wollten. Gleichzeitig wollten sie sich nicht wirklich in Amerika integrieren und so spricht heute noch ein beachtlicher Teil der Bevölkerung Texas-German.
Wieder einmal erblicke ich die blickenden Lichter eines Polizeiautos im Rückspiegel. Zum Glück fahre ich gerade ein wenig langsamer um die schöne Landschaft zu bewundern. Und mittlerweile bin ich routiniert. Das Auto nicht verlassen (gelernt in Florida), Hände ans Steuer, Papiere bereit halten, freundlich lächeln und in voller Breite vom Studienaufenthalt in den USA erzählen (gelernt in Mississippi), die USA loben, in diesem Fall Texas loben, und schon zeigt sich der Sheriff gütig und stellt lediglich eine Verwarnung aus. Dann noch kurz der Hinweis, dass es auf Deutschen Autobahnen kein Tempolimit gibt und der Dank, dass man jetzt verstanden hätte, dass es sich dabei nicht nur um eine Geschwindigkeitsempfehlung handelt. Und so komme ich das dritte Mal ungestraft davon.
Auf unserem Weg in den Big Bend Nationalpark erblicken wir eine Ranch ohne Gatter. Wir halten und betreten das Gelände um ein paar Fotos zu schießen. Dabei wecken wir offenbar einen verkaterten Cowboy, der auf unsere Frage, ob man hier eine Cola bekäme ganz verdattert den Salon des Anwesens öffnet. Er bringt drei Wasser und bedient sich dankend an unseren Zigaretten. Wir kommen ins Gespräch. Dave wohnt seit 14 Jahren im "Badland" und hat hier einige Grundstücke erworben. Er macht Musik und ab und an Werbeaufnahmen für Mercedes.
Wir nehmen ihn mit und er bringt uns zu seinem Kumpel George, der mit Kind und Kegel in der Wüste wohnt. Für wenige tausend Dollar kann man hier riesige Landparzellen kaufen und darauf machen was man möchte. Er hat die Nase voll vom Stadtleben und bastelt gerne am Eigenheim.
Auch Dave hat einen ausrangierten Schulbus auf seinem Grundstück stehen. Die zwei Cowboys öffnen die ersten Dosenbier und George spielt uns auf seiner Gitarre vor. Das Lied findet sich auch bei Youtube:
Nachdem wir den Nachmittag mit Dave und George verbracht haben, ziehen wir weiter gen Nationalpark. Endlich komme ich zu meiner Wanderung. Allerdings werden wir kurz vor dem Ziel von einer großen Bullssnake ausgebremst und um den schönen Ausblick in das Tal gebracht. Und als wir beim Verlassen des Parks zwei Mountainlions erspähen, wird uns klar: Don't mess with wild animals, too.
Hinzu kommt der Supermond. Der Mond scheint außergewöhnlich groß und taucht den Nationalpark in ein einzigartiges Licht. Welch ein Spektakel.
Am nächsten Tag geht es in Richtung San Antonio. Wir wählen eine Straße entlang der mexikanischen Grenze. Dies scheint wohl der trashige Part Texas' zu sein. Fastfoodrestaurants und Dollarshops reihen sich aneinander, dazwischen kann man Gold in bare Münze tauschen. Es wimmelt von Fahrzeugen der Border Control, die Ausschau nach illegalen Einwanderern halten.
Texas delivers. San Antonio rockt und wir spazieren am Riverwalk entlang, der sich durch ganz Downtown schlängelt. Anschließend geht es zurück nach Austin. Es wartet ein schwerer Abschied. Christina ist eine richtig gute Freundin geworden. Und dass wir beide gleichzeitig abfliegen, macht das Good-bye sagen nicht einfacher. Während sie nach Schweden fliegt, geht es für mich zurück nach North Carolina. Anna, Hillary und Amanda holen mich am Flughafen ab und es geht direkt an den Strand. Und in den nächsten Wochen geht es gerade so weiter: New York -> Berlin -> Freiburg -> Konstanz -> Freiburg -> Südafrika -> Berlin.
Keeps it weird und das ist gut so,
Richard
Ersteres ist ursprünglich eine Werbekampagne gegen das achtlose Wegwerfen und Liegenlassen von Abfall; eine Kampagne, die mittlerweile Kultstatus erreicht hat. Letzteres ist die Grundhaltung der Cowboys im Badland. Beides spiegelt die Mentalität Texas wider und macht meinen letzten Roadtrip zu einem ganz Besonderen.
Nach meiner letzten Spanischklausur machen Christina und ich uns auf den Weg nach Texas. Unsere Reisen werden immer chaotischer und von Planung kann keine Rede sein. Immerhin haben wir ein paar Informationen im Internet zusammengesucht und während ich in einem Nationalpark wandern möchte, hat Christina sich vorgenommen eine Pistole zu kaufen und im Salon damit zu prahlen.
Der Taxifahrer, der uns eigentlich zum Autoverleih bringen sollte, überzeugt uns Cinco de Mayo in Austin zu verbringen und vergießt vor lauter Schwärmen den Taxometer anzuschalten. Und offenbar sind wir nicht die einzigen, die er überzeugen konnte und so zahlen wir einen Hilton-Preis für ein klassisches Motel 8.
Austin ist cool. Und heiß. Und daher sieht man tausende Tattoos.
Dazu viele Radwege, ÖPNV-Angebote, breite Gehwege und ein neu entwickeltes Stadtzentrum, dass allen Aspekten moderner Stadtplanung gerecht wird. Ich bin begeistert. Das hätte ich nicht erwartet und als wir dann im Schatten der vielen Bäume am Colorado River ruhen, hat sich Austin an Städte der Kategorie New Orleans und San Francisco herangeschlichen. Am Abend wird die Stadt dann auch seinem Motto gerecht. Auf der 6th Street tummeln sich Straßenmusiker und Live Musik schallt aus unzähligen Bars und Restaurants. In einer Bar wird sogar Rodeo geritten. Wir treffen zwei Norweger, die im selben Motel hausen, in der Ölindustrie arbeiten, und fortan das Bezahlen der Getränke dominieren. Happy Cinco de Mayo! Und Keep Austin Weird!
Am nächsten morgen heißt es: Hit the road! Nach 300 Meilen begrüßt uns ein Schild "Willkommen in Fredericksburg". Ja, da steht Willkommen und es folgen deutsche Biergärten, Restaurants "Zum Lindenbaum" und "Ausländer" und sogar das "Vereinsheim" ist ausgeschrieben. So schnell wollte ich die Staaten nicht verlassen. Aber man klärt mich auf und teilt mir mit, dass dieser Ort von deutschen Siedlern gegründet wurde, die die Strapazen des 30-Jährigen Krieg nicht mehr über sich ergehen lassen wollten. Gleichzeitig wollten sie sich nicht wirklich in Amerika integrieren und so spricht heute noch ein beachtlicher Teil der Bevölkerung Texas-German.
Wieder einmal erblicke ich die blickenden Lichter eines Polizeiautos im Rückspiegel. Zum Glück fahre ich gerade ein wenig langsamer um die schöne Landschaft zu bewundern. Und mittlerweile bin ich routiniert. Das Auto nicht verlassen (gelernt in Florida), Hände ans Steuer, Papiere bereit halten, freundlich lächeln und in voller Breite vom Studienaufenthalt in den USA erzählen (gelernt in Mississippi), die USA loben, in diesem Fall Texas loben, und schon zeigt sich der Sheriff gütig und stellt lediglich eine Verwarnung aus. Dann noch kurz der Hinweis, dass es auf Deutschen Autobahnen kein Tempolimit gibt und der Dank, dass man jetzt verstanden hätte, dass es sich dabei nicht nur um eine Geschwindigkeitsempfehlung handelt. Und so komme ich das dritte Mal ungestraft davon.
Wir nehmen ihn mit und er bringt uns zu seinem Kumpel George, der mit Kind und Kegel in der Wüste wohnt. Für wenige tausend Dollar kann man hier riesige Landparzellen kaufen und darauf machen was man möchte. Er hat die Nase voll vom Stadtleben und bastelt gerne am Eigenheim.
Auch Dave hat einen ausrangierten Schulbus auf seinem Grundstück stehen. Die zwei Cowboys öffnen die ersten Dosenbier und George spielt uns auf seiner Gitarre vor. Das Lied findet sich auch bei Youtube:
Nachdem wir den Nachmittag mit Dave und George verbracht haben, ziehen wir weiter gen Nationalpark. Endlich komme ich zu meiner Wanderung. Allerdings werden wir kurz vor dem Ziel von einer großen Bullssnake ausgebremst und um den schönen Ausblick in das Tal gebracht. Und als wir beim Verlassen des Parks zwei Mountainlions erspähen, wird uns klar: Don't mess with wild animals, too.
Hinzu kommt der Supermond. Der Mond scheint außergewöhnlich groß und taucht den Nationalpark in ein einzigartiges Licht. Welch ein Spektakel.
Am nächsten Tag geht es in Richtung San Antonio. Wir wählen eine Straße entlang der mexikanischen Grenze. Dies scheint wohl der trashige Part Texas' zu sein. Fastfoodrestaurants und Dollarshops reihen sich aneinander, dazwischen kann man Gold in bare Münze tauschen. Es wimmelt von Fahrzeugen der Border Control, die Ausschau nach illegalen Einwanderern halten.
Texas delivers. San Antonio rockt und wir spazieren am Riverwalk entlang, der sich durch ganz Downtown schlängelt. Anschließend geht es zurück nach Austin. Es wartet ein schwerer Abschied. Christina ist eine richtig gute Freundin geworden. Und dass wir beide gleichzeitig abfliegen, macht das Good-bye sagen nicht einfacher. Während sie nach Schweden fliegt, geht es für mich zurück nach North Carolina. Anna, Hillary und Amanda holen mich am Flughafen ab und es geht direkt an den Strand. Und in den nächsten Wochen geht es gerade so weiter: New York -> Berlin -> Freiburg -> Konstanz -> Freiburg -> Südafrika -> Berlin.
Keeps it weird und das ist gut so,
Richard
Dienstag, 1. Mai 2012
Dear Michael Jordan...
Dear Michael Jordan,
dies ist mein letzter Versuch mit dir Kontakt aufzunehmen. Wir haben uns immer noch nicht getroffen. Du wunderst dich vielleicht, wer dich da mehrmals angeschrieben hat und dich gefragt hat, ob und wann du an deine alte Wirkungsstätte zurück kehrst. Ich wunder mich, dass du mir nicht geantwortet hast.
Zahlreiche Emails an dich blieben unbeantwortet. Nichteinmal die Brüder deiner Omega Psi Phi Fraternity haben geantwortet. Ich habe Roy Williams (den aktuellen Trainer des UNC-Teams) um deine Kontaktdaten gebeten. Keine Antwort. Wir fuhren nach Chicago und standen vor deinem Restaurant. Geschlossen.
Meine Kommilitonen halten mich für verrückt, meine Freunde lachen über meine Bemühungen. Dabei folge ich nur deinem Ratschlag: "Some people want it to happen, some wish it would happen, others make it happen" (Michael Jordan).
Ich habe es zumindest versucht.
Dear Michael Jordan,
eigentlich interessiere ich mich gar nicht für Basketball und kann vielleicht 10 Spieler nennen. Und deine schauspielerische Leistung in Space Jam hat maximal die "Goldene Himbeere" verdient. Wahrscheinlich würde ich dich nicht mal erkennen, wenn du am Flughafen an mir vorbei laufen würdest.
Dein Name aber war mir schon immer ein Begriff. Du warst in meiner Kindheit omnipräsent. Wer hatte damals kein Poster von dir im Zimmer hängen? Meines war aus der BravoSport: Michael Jordan Lebensgroß! Meine ersten Nike Air Jordan waren mir 20 Mark meines eigenen Taschengeldes wert, obgleich ich zu dem Zeitpunkt noch kein einziges Basketballspiel gesehen hatte. Und die Schildkappe mit dem Bulls-Emblem trug ich bis die Sonne das dunkle Rot zu einem seichten Orange ausgeblichen hat. Und zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht einmal ob das Team nun aus Chicago oder aus Bulls kommt. Ich hätte dich gerne getroffen.
Weißt du eigentlich, dass du mir Chapel Hill von Anfang an sympatisch gemacht hast?
Als ich mir meine Wahlmöglichkeiten in North Carolina näher angeschaut habe, war es wie Liebe auf den ersten Blick. Meine Universität in Konstanz hätte mich gerne nach Greensboro oder Charlotte geschickt, doch ich antwortete dem International Office wie folgt:
"Sehr geehrte Frau ...,
Vielen Dank für Ihre Bemühungen. Könnten Sie meine Erstwahl durch Chapel Hill ersetzen?
Es steht außer Frage, dass beides gute Universitäten sind. Allerdings ging Michael Jordan weder für Greensboro oder Charlotte auf Korbjagd. Darüber hinaus gibt es in Chapel Hill ein exzellentes Departement für Urban Planing..... "
Anfangs wollte ich dich wirklich treffen. Aber wenn du mir in den nächsten Tagen über den Weg laufen solltest, werde ich mich lediglich bei dir bedanken. Bedanken für was wirst du dich fragen. Aber die simple Antwort darauf ist schlicht und einfach.
Dear Michael Jordan,
du hast UNC-Chapel Hill ein Gesicht für mich gegeben; die Universität quasi personifiziert und mich in meiner Entscheidung bestärkt nach North Carolina zu kommen.
Und neun Monate später geht eine unglaubliche Zeit hier zu Ende. Eine Zeit gefüllt mit Studieren und Reisen. Eine Zeit mit vielen neuen Bekanntschaften und einigen tiefen Freundschaften. Eine Zeit, die mir gezeigt hat, was möglich ist, wenn man nur möchte, die meinen Horizont erweitert hat, die mich an meine Leistungsgrenzen gebracht hat. Eine Zeit in der ich auch vieles mich gelernt habe.
I became Tar Heel! Like you. Danke!
Dear Michael,
dein Name und Chapel Hill sind unweigerlich miteinander verbunden. Ich bin wegen dir gekommen und habe dich nicht getroffen. Und es macht mir nichts aus. Es ist mir mittlerweile egal. Ich habe so viele tolle Leute getroffen. Menschen, die für mich so wichtig geworden sind, wie du für den Basketballsport wichtig warst.
Ich muss mich nun von so vielen Freunden verabschieden, die mich inspiriert haben und mit denen ich eine großartige Zeit hatte. Wenn du möchtest, dann winke mir doch am 14. Mai, wenn ich Richtung New York aufbreche. Ich würde mich freuen.
Just let it happen,
Richard
dies ist mein letzter Versuch mit dir Kontakt aufzunehmen. Wir haben uns immer noch nicht getroffen. Du wunderst dich vielleicht, wer dich da mehrmals angeschrieben hat und dich gefragt hat, ob und wann du an deine alte Wirkungsstätte zurück kehrst. Ich wunder mich, dass du mir nicht geantwortet hast.
Zahlreiche Emails an dich blieben unbeantwortet. Nichteinmal die Brüder deiner Omega Psi Phi Fraternity haben geantwortet. Ich habe Roy Williams (den aktuellen Trainer des UNC-Teams) um deine Kontaktdaten gebeten. Keine Antwort. Wir fuhren nach Chicago und standen vor deinem Restaurant. Geschlossen.
Meine Kommilitonen halten mich für verrückt, meine Freunde lachen über meine Bemühungen. Dabei folge ich nur deinem Ratschlag: "Some people want it to happen, some wish it would happen, others make it happen" (Michael Jordan).
Ich habe es zumindest versucht.
Dear Michael Jordan,
eigentlich interessiere ich mich gar nicht für Basketball und kann vielleicht 10 Spieler nennen. Und deine schauspielerische Leistung in Space Jam hat maximal die "Goldene Himbeere" verdient. Wahrscheinlich würde ich dich nicht mal erkennen, wenn du am Flughafen an mir vorbei laufen würdest.
Dein Name aber war mir schon immer ein Begriff. Du warst in meiner Kindheit omnipräsent. Wer hatte damals kein Poster von dir im Zimmer hängen? Meines war aus der BravoSport: Michael Jordan Lebensgroß! Meine ersten Nike Air Jordan waren mir 20 Mark meines eigenen Taschengeldes wert, obgleich ich zu dem Zeitpunkt noch kein einziges Basketballspiel gesehen hatte. Und die Schildkappe mit dem Bulls-Emblem trug ich bis die Sonne das dunkle Rot zu einem seichten Orange ausgeblichen hat. Und zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht einmal ob das Team nun aus Chicago oder aus Bulls kommt. Ich hätte dich gerne getroffen.
Weißt du eigentlich, dass du mir Chapel Hill von Anfang an sympatisch gemacht hast?
Als ich mir meine Wahlmöglichkeiten in North Carolina näher angeschaut habe, war es wie Liebe auf den ersten Blick. Meine Universität in Konstanz hätte mich gerne nach Greensboro oder Charlotte geschickt, doch ich antwortete dem International Office wie folgt:
"Sehr geehrte Frau ...,
Vielen Dank für Ihre Bemühungen. Könnten Sie meine Erstwahl durch Chapel Hill ersetzen?
Es steht außer Frage, dass beides gute Universitäten sind. Allerdings ging Michael Jordan weder für Greensboro oder Charlotte auf Korbjagd. Darüber hinaus gibt es in Chapel Hill ein exzellentes Departement für Urban Planing..... "
Anfangs wollte ich dich wirklich treffen. Aber wenn du mir in den nächsten Tagen über den Weg laufen solltest, werde ich mich lediglich bei dir bedanken. Bedanken für was wirst du dich fragen. Aber die simple Antwort darauf ist schlicht und einfach.
Dear Michael Jordan,
du hast UNC-Chapel Hill ein Gesicht für mich gegeben; die Universität quasi personifiziert und mich in meiner Entscheidung bestärkt nach North Carolina zu kommen.
Und neun Monate später geht eine unglaubliche Zeit hier zu Ende. Eine Zeit gefüllt mit Studieren und Reisen. Eine Zeit mit vielen neuen Bekanntschaften und einigen tiefen Freundschaften. Eine Zeit, die mir gezeigt hat, was möglich ist, wenn man nur möchte, die meinen Horizont erweitert hat, die mich an meine Leistungsgrenzen gebracht hat. Eine Zeit in der ich auch vieles mich gelernt habe.
I became Tar Heel! Like you. Danke!
Dear Michael,
dein Name und Chapel Hill sind unweigerlich miteinander verbunden. Ich bin wegen dir gekommen und habe dich nicht getroffen. Und es macht mir nichts aus. Es ist mir mittlerweile egal. Ich habe so viele tolle Leute getroffen. Menschen, die für mich so wichtig geworden sind, wie du für den Basketballsport wichtig warst.
Ich muss mich nun von so vielen Freunden verabschieden, die mich inspiriert haben und mit denen ich eine großartige Zeit hatte. Wenn du möchtest, dann winke mir doch am 14. Mai, wenn ich Richtung New York aufbreche. Ich würde mich freuen.
Just let it happen,
Richard
Samstag, 14. April 2012
It's soooo good ....
Die Swipe-in Woche steht wieder bevor. Gegen Ende des Semester stellen viele Studenten fest, dass sie weit mehr Mahlzeiten als Tage in ihrem Essensplan haben. Das bedeutet "Free food" für die ganze Woche. Yeah! Und Grund genug endlich mal über die wichtigste Nebensache der Welt zu schreiben.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das, was bei uns der Fussball ist, hier dem Essen gleichkommt. Das eigentliche Spiel kann dabei zur Nebensache geraten, denn viel wichtiger sind die Diskussionen davor und danach.
Ich möchte gar nicht anprangern, dass in Amerika sich zu viele Menschen zu ungesund ernähren.
Ich finde es eher bewundernswert - und kenne kein anderes Volk, dass sich am Essen dermaßen erfreut und stundenlang schwärmen kann, wie gut doch dieser BLT schmecken würde und das man auf jeden Fall mal dieses Fastfoodrestaurant probieren sollte. It's soooo good!
Recht haben sie, Essen ist etwas tolles und wir uns glücklich schätzen, dass wir es im Überfluss haben. Und in Amerika kommt gar einer Majestätsbeleidigung gleich, wenn man nicht im Kanon mitzuschwingt und sagt: "Yeahhh, it's sooo goood! Especially their Cheesecake Chocolate Chip Milkshake! Soooo good!"
Seit August habe ich viele neue Dinge gelernt. Eine der wichtigsten Lektionen war: Man muss seinen Teller nicht immer leer essen. Man kann ungeniert nach einem Doggy bag fragen und meist lasse ich mir die halbe Portion einpacken. Ich glaube, dass die meisten Mahlzeiten so portioniert sind, dass für den Mitternachtssnack immer etwas übrig bleibt. Und das ist wirklich sooo goood!
Essen spielt hier eine große Rolle und Amerikaner loben Essen gerne in höchsten Tönen. Eine Sache allerdings habe ich bisher noch nicht ganz verstanden:
Viele Restaurants, die etwas auf sich halten, reichen ihre Speisen im Drive-thru. Das kann ja durchaus praktisch sein, wenn man gerade auf dem Nachhauseweg ist...
Allerdings benutzen viele Amerikaner ihre Autos nicht nur als fahrbaren Untersatz und als und Transportmittel um von A nach B zu kommen. In vielen Fällen fungiert das Auto auch als fahrbares Esszimmer. Am schärfsten finde ich Familien, die sich auf den Parkplatz des Fastfoodrestaurants stellen, das Essen im Auto zu sich nehmen und nach dem Essen sich Servietten im Restaurant holen. Köstlich!
Ich verstehe das Essen ein Bedürfnis darstellt und von vielen als solches verstanden wird. Wie sonst lässt sich erklären, dass in Amerika 21% aller Essen im Auto genommen werden?
Aber wie kann man vom Essen in höchsten Tönen schwärmen und gleichzeitig den eigentlichen Akt des Essens so vernachlässigen? Über andere tägliche Bedürfnisse lässt man sich doch auch nicht so ausgelassen aus. Wie kann das Anpreisen von Speisen und das spätere Schwärmen, wie gut doch etwas sei, den eigentlichen Hauptbestandteil so dominieren? Und mir fällt auch sonst keine Tätigkeit ein, wo das Vorspiel und das Nachspiel so viel besser sind als der eigentliche Akt...
Zurück zum Essen. Essen ist Bedürfnis und Genuss! Was gibt es schöneres als mit Freunden und gutem Essen am runden Tisch einen ganzen Abend zu verbringen? Zusammen kochen und später sich gegenseitig loben, wie gut es geschmeckt hat. Also quasi das Vor- und Nachspiel mit dem eigentlichen Akt zu verbinden?
Soooooo good!
Richard
Manchmal habe ich das Gefühl, dass das, was bei uns der Fussball ist, hier dem Essen gleichkommt. Das eigentliche Spiel kann dabei zur Nebensache geraten, denn viel wichtiger sind die Diskussionen davor und danach.
Ich möchte gar nicht anprangern, dass in Amerika sich zu viele Menschen zu ungesund ernähren.
Ich finde es eher bewundernswert - und kenne kein anderes Volk, dass sich am Essen dermaßen erfreut und stundenlang schwärmen kann, wie gut doch dieser BLT schmecken würde und das man auf jeden Fall mal dieses Fastfoodrestaurant probieren sollte. It's soooo good!
Recht haben sie, Essen ist etwas tolles und wir uns glücklich schätzen, dass wir es im Überfluss haben. Und in Amerika kommt gar einer Majestätsbeleidigung gleich, wenn man nicht im Kanon mitzuschwingt und sagt: "Yeahhh, it's sooo goood! Especially their Cheesecake Chocolate Chip Milkshake! Soooo good!"
Seit August habe ich viele neue Dinge gelernt. Eine der wichtigsten Lektionen war: Man muss seinen Teller nicht immer leer essen. Man kann ungeniert nach einem Doggy bag fragen und meist lasse ich mir die halbe Portion einpacken. Ich glaube, dass die meisten Mahlzeiten so portioniert sind, dass für den Mitternachtssnack immer etwas übrig bleibt. Und das ist wirklich sooo goood!
Essen spielt hier eine große Rolle und Amerikaner loben Essen gerne in höchsten Tönen. Eine Sache allerdings habe ich bisher noch nicht ganz verstanden:
Viele Restaurants, die etwas auf sich halten, reichen ihre Speisen im Drive-thru. Das kann ja durchaus praktisch sein, wenn man gerade auf dem Nachhauseweg ist...
Allerdings benutzen viele Amerikaner ihre Autos nicht nur als fahrbaren Untersatz und als und Transportmittel um von A nach B zu kommen. In vielen Fällen fungiert das Auto auch als fahrbares Esszimmer. Am schärfsten finde ich Familien, die sich auf den Parkplatz des Fastfoodrestaurants stellen, das Essen im Auto zu sich nehmen und nach dem Essen sich Servietten im Restaurant holen. Köstlich!
Ich verstehe das Essen ein Bedürfnis darstellt und von vielen als solches verstanden wird. Wie sonst lässt sich erklären, dass in Amerika 21% aller Essen im Auto genommen werden?
Aber wie kann man vom Essen in höchsten Tönen schwärmen und gleichzeitig den eigentlichen Akt des Essens so vernachlässigen? Über andere tägliche Bedürfnisse lässt man sich doch auch nicht so ausgelassen aus. Wie kann das Anpreisen von Speisen und das spätere Schwärmen, wie gut doch etwas sei, den eigentlichen Hauptbestandteil so dominieren? Und mir fällt auch sonst keine Tätigkeit ein, wo das Vorspiel und das Nachspiel so viel besser sind als der eigentliche Akt...
Zurück zum Essen. Essen ist Bedürfnis und Genuss! Was gibt es schöneres als mit Freunden und gutem Essen am runden Tisch einen ganzen Abend zu verbringen? Zusammen kochen und später sich gegenseitig loben, wie gut es geschmeckt hat. Also quasi das Vor- und Nachspiel mit dem eigentlichen Akt zu verbinden?
Soooooo good!
Richard
Freitag, 30. März 2012
Farbenspiele
Es gibt zwei Tage an denen das himmelblaue "Tarheelblue" auf dem Campus von anderen Farben dominiert wird.
Vor zwei Wochen hüllten sich alle Studenten zu Ehren des heiligen St. Patricks in grüne Farben und tätowierten sich Kleeblätter auf die Backen. Als ich an diesem Tage den Campus betrete, werde ich von einer Kommilitonin gekniffen. Ich würde kein Grün tragen. Naja, ich bin halt so wenig Irisch, wie Indianer indisch sind. Darauf entgegnet sie mir ganz empört, dass heute jeder Irisch für einen Tag sei!
Ich war gerade dabei einen schwäbischen Kartoffelsalat für das Open-House-BBQ meines Departments vorzubereiten, als mich meine Mitbewohner fragen, ob ich nicht zum Holi Moli mitkommen möchte. Holi Moli? Ich konsultiere Google und als Suchergebnis taucht auf: Holi Moli is the American version of the Hindu Festival of Colors. Ich versichere mich kurz noch, ob die Farbe mit einer Dusche verschwindet, da ich sonst zum Gespött in meinem Departments gemacht werde. Solche Ereignisse werden dort als lächerlicher Kram für Collegekids abgestempelt.
Als wir am Campus ankommen, ist die Luft bereits von farbigem Pulver geschwängert. Ca. 2000 Studenten bestäuben sich mit Pulver aller Farben und spritzen Wasser hinterher. Zwischen drin wird die Hymne der Uni gesungen, es bildet sich ein Trommelkreis und man stimmt ein in ein "Shake your ass, baby, shack it! Je länger das Spektakel dauert, desto mehr mischen sich die Farben in ein dunkles Violett.
Im Daily Tarheel, der täglich erscheinenden Unizeitung, wird das Event gefeiert und als Möglichkeit beschrieben, die Diversität der Studenten auszudrücken.
Die Farbenfreude hält leider nicht an. Im Moment gibt es Demonstrationen gegen Rassendiskriminierung und gegen das fragwürdige "Stand-your-ground-law" in Florida.
Die Erschießung von Trayvon Martin kann als eine rassistische Einzeltat betrachtet werden. Die Berichterstattung auf FOX-News, oder in anderen konservativen Zeitungen, Radioshows und Bloggern, reflektiert allerdings, dass ein nicht unerhebliches rassistisches Gedankengut in den USA vorherrscht.
Das in einem Land, dass sich selbst als Can-Do Gesellschaft sieht. Und das sich nach Ansicht des britischen Botschafter Christopher Meyer von Europa vor allem darin unterscheidet, dass sich die Stärke und das Selbstverständnis des Landes viel stärker aus der Stärke und dem Selbstverständnis der Individuen zusammen setzt. Rassismus macht schlichtweg keinen Sinn.
Wenn ich könnte, würde ich die Amerika wie den UNC-Campus gestalten: Alle Tarheelblue, einmal im Jahr Grün und einmal richtig bunt.
Farbenfroh, Richard
Vor zwei Wochen hüllten sich alle Studenten zu Ehren des heiligen St. Patricks in grüne Farben und tätowierten sich Kleeblätter auf die Backen. Als ich an diesem Tage den Campus betrete, werde ich von einer Kommilitonin gekniffen. Ich würde kein Grün tragen. Naja, ich bin halt so wenig Irisch, wie Indianer indisch sind. Darauf entgegnet sie mir ganz empört, dass heute jeder Irisch für einen Tag sei!
Ich war gerade dabei einen schwäbischen Kartoffelsalat für das Open-House-BBQ meines Departments vorzubereiten, als mich meine Mitbewohner fragen, ob ich nicht zum Holi Moli mitkommen möchte. Holi Moli? Ich konsultiere Google und als Suchergebnis taucht auf: Holi Moli is the American version of the Hindu Festival of Colors. Ich versichere mich kurz noch, ob die Farbe mit einer Dusche verschwindet, da ich sonst zum Gespött in meinem Departments gemacht werde. Solche Ereignisse werden dort als lächerlicher Kram für Collegekids abgestempelt.
Im Daily Tarheel, der täglich erscheinenden Unizeitung, wird das Event gefeiert und als Möglichkeit beschrieben, die Diversität der Studenten auszudrücken.Die Farbenfreude hält leider nicht an. Im Moment gibt es Demonstrationen gegen Rassendiskriminierung und gegen das fragwürdige "Stand-your-ground-law" in Florida.
Die Erschießung von Trayvon Martin kann als eine rassistische Einzeltat betrachtet werden. Die Berichterstattung auf FOX-News, oder in anderen konservativen Zeitungen, Radioshows und Bloggern, reflektiert allerdings, dass ein nicht unerhebliches rassistisches Gedankengut in den USA vorherrscht.
Das in einem Land, dass sich selbst als Can-Do Gesellschaft sieht. Und das sich nach Ansicht des britischen Botschafter Christopher Meyer von Europa vor allem darin unterscheidet, dass sich die Stärke und das Selbstverständnis des Landes viel stärker aus der Stärke und dem Selbstverständnis der Individuen zusammen setzt. Rassismus macht schlichtweg keinen Sinn.
Wenn ich könnte, würde ich die Amerika wie den UNC-Campus gestalten: Alle Tarheelblue, einmal im Jahr Grün und einmal richtig bunt.
Farbenfroh, Richard
Freitag, 16. März 2012
Halla' and Swalla'
Am Montag habe ich den Mietwagen abgegeben. Bei der Abnahme fragt mich die junge Dame, wo ich denn gewesen sei und wie ich es geschafft hätte innerhalb von 8 Tagen dem Tachometer 2200 Meilen hinzuzufügen. Kann unaufgeregt erzähle ich, dass wir in South Carolina, in Georgia, in Alabama, in Louisiana, in Mississippi, Arkansas und Tennessee waren. 7 Staaten in 8 Tagen? Sie schuettelt den Kopf und teilt mir dann eine Minute später mit, dass ich mittlerweile zum Prämienkunde aufgestiegen bin und bietet mir die silberne Kundenkarte an. Ich lehne dankend ab. Ich stehe nicht auf Kundenbindungsprogramme und wahrscheinlich war dies das letzte Mal, dass ich ein Auto gemietet habe. Springbreak war die ganze Zeit so weit weg, und nun liegen die Ferien bereits hinter mir!
Auf den Spuren von Martin Luther King quer durch Alabama und durch die Heimatstädte von (Hot-) Jazz, Blues, Rock n Roll und Country Musik! Es folgt ein etwas ausführlicher Bericht.
Auf den Spuren von Martin Luther King quer durch Alabama und durch die Heimatstädte von (Hot-) Jazz, Blues, Rock n Roll und Country Musik! Es folgt ein etwas ausführlicher Bericht.
Erleichtert, dass alle universitären Aufgaben vor den Ferien vom Schreibtisch sind und völlig übermüdet machen Carlyne, Christina und ich uns auf den Weg nach Athens, um dort Torrey abzuholen. Ich verstehe anfangs nicht, warum Torrey unbedingt eine Nacht in Athens verbringen möchte, so gleichen sich Chapel Hill und Athens sehr; beides sind kleine College Towns. Möchte er das Sprichwort mit den Eulen wörtlich nehmen? Er wartet mit kühlem Bier in einem günstigen Motel auf uns und überzeugt uns den Freitag Abend in Kneipen und Bars zu verbringen. Und in der Tat, Athens ist wie Chapel Hill, nur noch eine Spur cooler. Die Studenten sind super stylisch, aufgeschlossen und offen. Richtig gute Livemusik und wir stoßen mit PBR auf unseren gemeinsamen Springbreak Roadtrip an.
Am nächsten Morgen geht es nach Atlanta. Durch Spaghettijunctions und über 6-spurige Highways erreichen wir den Olympiapark. Wir lassen das Coca-Cola Museum links liegen. Olympia 1996 hat zu einem ansehnlichen Downtown geführt und die Gentrifizierung lässt sich auch in Midtown erkennen. Und doch spürt man, dass man bereits im Süden Amerikas angekommen ist. Große Jeeps mit Santorum-Stickern, reihenweise Frisörsalons für die mehrheitlich dunkelhäutige Bevölkerung und viele Lobpreisungen auf den berühmtesten Sohn der Stadt Martin Luther King Jr.. Unweit, in Sweet Auburn, besichtigen wir dann sein Geburtshaus und die Baptistenkirche, in der sein Vater gepredigt hat und die seinen Weg stark geprägt hat. "We shall overcome", ein kraftvoller Satz, der nicht an Wichtigkeit verloren hat.
In der Nacht geht es weiter nach Birmingham. Eine tote Stadt, zumindest an einem Sonntag morgen. Es sei denn, man wagt einen Blick in die Kirchen. Und so erlebe ich einen typischen Gottesdients in der Sixteenth Street
Baptist Church. Von dort wurden die Protestmärsche zum Rathaus organisiert. Trotz Wasserwerfern und Kampfhunden blieb sich das Civil Right Movement dem Grundsatz des gewaltfreien Protests treu. Ein beklemmendes und gleichzeitig anerkennendes Gefühl durch fährt mich als wir die Marschroute nachlaufen.
Wir googeln schließlich Soulfood. Das GPS führt uns in einen Vorort von Birmingham. Eine heruntergekommene Mall aus den 60er Jahren, ein verlassener Parkplatz und in der letzten Ecke: Heaven's Kitchen. Was zunächst nicht wirklich einladen aussieht, entpuppt sich als ein wahrer Geheimtipp. Soulfood vom feinsten und die besten Hushpuppys ever! Wir verbringen dort zwei Stunden, essen, chatten mit der ganzen Familie, spielen mit den Kindern, essen noch mehr und lassen uns den Rest einpacken.
Auf Seitenstraßen durchqueren wir schließlich Alabama. Vorbei an vielen Kirchen (!), großen Fischteichen, hier ein kurzer Plausch mit dem Sheriff, der seinen silbernen Stern stolz in die Sonne hält, dort ein weiteres Fastfoodrestaurant von der Liste gestrichen, und alsbald erreichen wir Mobile. Am nächsten Tag geht es entlang der Golfküste Richtung New Orleans.
In New Orleans gönnen wir uns zum ersten Mal ein richtiges Hotel. Stolz, wie Oskar, verlassen wir das Hotel mit einem Bier in der Hand. Ja, hier darf tatsächlich in der Öffentlichkeit getrunken werden. Obwohl man sich diese Stadt wahrlich nicht schön trinken muss. Ich dachte, dass San Francisco nicht zu toppen sei, aber New Orleans.... Was für eine tolle Stadt, enge autofreie Gassen, überall Straßenmusiker, wunderschöne Häuser. Es wird eine lange Nacht...
Ich habe am nächsten Tag etwas zu kämpfen und überschätze meine Nahrungsaufnahmefähigkeiten völlig als ich als erste Speise des Tages einen Shrimpssalat und ein Tablett voller Austern bestelle.
Da der Garden District und das Französische Viertel etwas höher als der Rest der Stadt liegen, kann man New Orleans besichtigen ohne die Verwüstung durch Katharina zu bemerken. Als wir die Stadt verlassen, machen wir jedoch ein paar Umwege und sehen einige Stadtteile, die noch immer verwüstet sind und in denen die Armut (und auch Kriminalität) greifbar ist.
America's most European City: NOLA!
Mit Jonny Cash in den Boxen erreichen wir schließlich Jackson. There is nothing to see in Jackson and we did not mess around. Voller Erwartung machen wir uns am nächsten Tag auf die Etappe: Mississippi Delta - Memphis. Mein völlig romantisiertes Bild des Mississippi Ufers mit süßen kleinen, bunten Häusern entspringt wahrscheinlich den Geschichten von Huckleberry Fin und Tom Sawyer. Allerdings deckt sich mein Bild nicht mit dem der Realität. Mississippi ist einer der ärmsten Staaten in Amerika und Schilder, die auf den nächsten McDonalds in 40 Meilen hinweisen, lassen darauf schließen, dass selbst für Fastfoodketten hier kein Geschäft zu machen ist. Ich werden in den nächsten Tagen dem Gouverneur schreiben und ihn fragen, warum die Straße als "Scenic Route" gekennzeichnet ist. Wir kommen in Clarksdale an, der Stadt des Blues. Ein Unwetter zieht auf und mit dem Wolkenbruch öffnen wir die Tür des Bluesmuseums. Da es nicht aufhört zu regnen, werden wir in einen Musikraum geführt und jammen dort zusammen mit den Bewohnern von Clarksdale. Robert Johnson scheint wohl nicht der einzige zu sein, der einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat und seine Seele gegen die Kunst des Gitarrenspielens eingetauscht hat. Es mag zwar blöd klingen, aber die Eindrücke von diesem Roadtrip haben mir einen anderen Zugang zu Musik verschaffen. Blues und Mississippi passen auf einmal perfekt zusammen und bedingen sich gegenseitig.
Taxi! Scharia! Und zum ersten Mal begeben sich Torrey, Carlyne und Christina auf die Pilgerfahrt nach Memphis. Ich verbringe Stunden in einem weiteren MLK-Museum, dass in dem Motel eingerichtet wurde, in dem er am 4. April 1968 niedergeschossen wurde. Anschließend fahren wir nach Graceland und wohnen dem Elvis Presley Kult bei. Sein Produzent und der Besitzer von Sun Records war von Elvis so begeistert, weil dieser wie ein Schwarzer singen konnte, aber besser zu vermarkten war. Kaum zu begreifen, dass MLK und Elvis zur gleichen Zeit gelebt haben und gleichzeitig ist es nicht schwierig nachzuvollziehen.
Ja, und so verfliegen 8 Tage wie im Flug. Noch eine Partynacht in Memphis. Beindruckende Karaokeperformanz von Torrey, der unsern Roadtripsong: "I just called to say I love you" von Stevie Wonder zum Besten gibt und dann geht es auf der Interstate 40 in 730 Meilen zurück nach North Carolina. Naja, ein kurzer Zwischenstopp in Nashville, DER Stadt für Country Music, darf natürlich nicht fehlen. Auf den ersten Blick wirkt alles ein wenig trashig in Nashville, auf den zweiten Blick fühlt man sich wie im Wilden Westen und hört nur noch das Geklapper von tausenden Cowboystiefeln. Und schließlich wird man auf die Bühne gebeten, weil es ja so putzig ist, dass sich ein Deutscher mit Cowboyhut nach Nashville verlaufen hat. Nun: Ein dreimal kräftiges: "Holla' & Swalla'!" Und dann schnell wie weg hier bevor die Horde älterer Damen die ohne Anhang für ein Wochenende mit 8 (!) Busen (die armen Busfahrer) nach Nashville gebracht wurden noch auf falsche Gedanken kommen. Great Fun! Toller Roadtrip!
Nun bleiben noch genau 8 Wochen. Ich freue mich unglaublich auf die Heimat! Bis dahin wir
allerdings noch alles mitgenommen. Seit gestern ist March Madness im vollen Gange und Basketball wird die nächsten Wochen bestimmen. Obama tippt auf den Sieg der Tar Heels! Dazu sommerhafter Frühling und eventuell ein Besuch bei Barby und Ken in Texas.
Das Leben ist schön,
Richard
Das Leben ist schön,
Richard
Dienstag, 28. Februar 2012
16 Dinge, die es noch zu erledigen gilt
Mein Rueckflug ist gebucht. Am 16. Mai kehre ich zuruck nach Deutschland. Bleiben also zweieinhalb Monate um Dinge, die ich mir fuer den Springterm vorgenommen habe, zu erledigen. Kein Grund zur Panik, aber eine gute Gelegenheit diese einmal systematisch niederzuschreiben.
- Michael Jordan treffen!! (allerhoechste Prioritaet!)
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Ein Wochenende in Charleston, South Carolina -
Eine Biographie ueber Martin Luther King lesen - Ins Fulbright Enrichment Seminar nachruecken
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der Rueckflug ist gebucht, aber wieviel Zusatzgepaeck werde ich haben? -
Interessantes Praktikum finden und wissen, wo ich ab Juni wohnen werde. Duke Campus und seine Gaerten besuchen- Ein Wochenende in den Outerbanks verbringen
- Eine Praesentation im International Planning Forum halten
- Herbie Hancock Konzert
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Ein UNC-Trikot tragenund mit meinem Handballteam Ruhm und Ehre der Universitaet verdeidigen. -
Endlich "Hark The Sound", die Alma Mater der Uni, und " I am a Tar Heel Born" auswendig lernen - Mich in die Graduierung einschleussen und ein Foto im typischen gown machen
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Meinen Mitbewohnern zeigen, dass die deutsche Kueche mehr kann als "Bratwurst & Sauerkraut" und sie mit gesundem und nahrhaften Essen bekochen - Portland / Seattle bereisen
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Eine CD brennen, ausschliesslich mit Titeln, die das Wort Georgia, Alabama, Mississippi oder Tennessee fuehren.
Denn ab Freitag heisst es: Hit the Road, Jack!
Mehr als 2000 Meilen liegen vor uns und die Woerter Universitaet, Assignement und Term Paper werden verbannt (no more, no more, no more ... von wegen... und trotzdem).
Nicht immer fuer Vernunft bekannt, Richard
und hey:
Mehr als 2000 Meilen liegen vor uns und die Woerter Universitaet, Assignement und Term Paper werden verbannt (no more, no more, no more ... von wegen... und trotzdem).
Nicht immer fuer Vernunft bekannt, Richard
und hey:
Springbreak!!!!
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